Statistik der Stagnation

Statistik der Stagnation

Immer weniger Menschen aus Nicht-EU-Staaten kommen nach Tschechien. Die Zahl der EU-Ausländer steigt

19. 2. 2014 - Text: Martin NejezchlebaText: mn; Foto: greens-efa.eu

Tschechien ist kein Einwanderungsland mehr. Während in den Jahren 2005 bis 2008 ein enormer Zuwachs an Migranten vor allem aus osteuropäischen und asiatischen Ländern verzeichnet wurde, stagniert die Zahl der ausländischen Bewohner in den vergangenen fünf Jahren. 2013 lebten in Tschechien 441.500 Ausländer. Sie machten damit 4,1 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Zahlen präsentierte das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am vergangenen Donnerstag.

Vor allem aus Nicht-EU-Ländern wandern kaum noch Menschen nach Tschechien ein. „Das liegt zum einen an der geringen Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, aber auch an den restriktiveren Regelungen der Arbeitsgenehmigungen für Drittstaatler“, sagt Daniel Chytil, der am ČSÚ Zahlen zu den Themen Arbeitsmarkt, Migration und Chancengleichheit auswertet. Vor allem bei Staatsangehörigen der Ukraine, Vietnam und der Republik Moldau sei jedes Jahr ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Eine Ausnahme stellen bei diesem Trend die Herkunftsländer Russland und die Vereinigten Staaten dar. Hier verzeichneten die Statistiker einen leichten Zuwachs.

Deutsche im Grenzgebiet
Migranten, die vor der Krise nach Tschechien kamen, lassen sich allerdings vermehrt dauerhaft nieder. Zum ersten Mal stieg im vergangenen Jahr der Anteil der Ausländer mit unbefristeter Aufenthaltsgenehmigung auf über 50 Prozent. Vor allem unter Einwanderern von außerhalb der EU sei diese Genehmigung heiß begehrt. „Sie sind dann nicht mehr auf Aufenthaltstitel angewiesen, die an eine bestimmte Beschäftigung gebunden sind“, so Chytil.

Mehr Leute kommen aber aus EU-Staaten nach Tschechien. Laut ČSÚ nehmen primär Slowaken, Rumänen und Bulgaren die Stelle der Drittstaatler auf dem Arbeitsmarkt ein. 2013 waren etwa 175.000 EU-Bürger in Tschechien gemeldet.

Mit Abstand die meisten Einwanderer leben dabei in der Hauptstadt. 37 Prozent sind in Prag gemeldet. Bei den 18.507 in Tschechien gemeldeten Deutschen verhält es sich dagegen anders. Sie leben vor allem in der Nähe zur deutschen Grenze. Ein Drittel der Deutschen hält sich dauerhaft im Kreis Ústí nad Labem auf, 25 Prozent werden in den Kreisen Pilsen und Karlsbad angeführt.

Trotz starkem Rückgang bilden die Ukrainer noch immer die größte Einwanderergruppe: 105.239 Ukrainer lebten 2013 in Tschechien. Die zweitgrößte Gruppe bilden die Slowaken mit mit 90.948 Einwanderern, gefolgt von Vietnamesen, Russen, Polen und Deutschen.

Die „einsamsten“ Staatsbürger kommen hingegen aus den Staaten St. Vincent, den Grenadinen, Samoa, San Marino, Papua Neuguinea, Nauru, Lesotho, Antigua und Barbuda, Gabon, Dominica, Bhutan und Liechtenstein. Sie werden jeweils nur mit einem Einwohner in den ČSÚ-Statistiken geführt.