Staat behält Swimmingpool

Panoramabad in Karlovy Vary wird vorerst nicht verkauft
16. 7. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: kw/čtk; Foto: Hotel Thermal
Auf der Internetseite des Hotels Thermal wird noch um Käufer geworben: „Exklusives Angebot: Pool mit Grundstück und einzigartigem Blick über Karlovy Vary.“ Veräußert werden soll das Panorama-Schwimmbecken der markanten Anlage, die in den sechziger und siebziger Jahren vom Architektenpaar Věra und Vladimír Machonin im Stil des Brutalismus geplant und gebaut wurde, nun aber nicht mehr. Finanzminister Andrej Babiš (ANO) hat nach heftigen Protesten entschieden, die Ausschreibung zurückzuziehen.
Das Hotel ist nach wie vor Eigentum des Staates, der sich nach Jahren des Verlustes vom Schwimmbecken trennen wollte. Dagegen regte sich jedoch Widerstand. Im Mai beantragte die Stadt Karlovy Vary (Karlsbad), die Hotelanlage, die dem jährlichen Filmfestival als Zentrum dient, unter Denkmalschutz zu stellen. Die Stadträte wollten damit verhindern, dass das historische Ensemble aus Hotel und Pool getrennt und ein Teil abgerissen würde. Auch Experten übten Kritik an den Verkaufsplänen: „Der Komplex ist ein wunderbares Beispiel der Spätmoderne in der tschechoslowakischen Nachkriegsarchitektur“, sagte beispielsweise Architekt Pavel Směták, der vor kurzem eine Ausstellung über das Werk der Machonins organisierte.
Aktivisten protestierten Anfang Juli mit einem aufblasbaren Schwimmbecken und Karlsbader Quellwasser gegen den Verkauf. Babiš hatte zu diesem Zeitpunkt die Ausschreibung bereits abgebrochen, obwohl schon das Angebot eines Interessenten vorlag. Die Forderungen der Demonstranten gehen jedoch darüber hinaus: „Das Becken muss repariert werden, damit es wieder der Öffentlichkeit dienen kann“, erklärte Organisator Josef Janů die Protestaktion.
In der vergangenen Woche äußerte sich auch Premierminister Bohuslav Sobotka (ČSSD): „Das Hotel sollte im Besitz des Staates bleiben, weil es ein wichtiger Teil des Filmfestivals ist, das zu den größten kulturellen Veranstaltungen des Landes zählt.“ Sobotka forderte die Leitung des Hotels auf, an einer verbesserten Strategie für den Betrieb zu arbeiten. Trotz eines Einbruchs der Gästezahlen aus Russland hatte das Thermal im Jahr 2014 einen Gewinn von 8,7 Millionen Kronen (rund 320.000 Euro) erwirtschaftet. Der Pool, der bislang mit den Erträgen des Hotelbetriebs subventioniert wurde, ist seit dem vergangenen Jahr geschlossen.
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