Spezialisten sollen Drogenschmuggel verhindern

Spezialisten sollen Drogenschmuggel verhindern

Deutscher Zoll etabliert Sonderkommissionen gegen Crystal in Bayern und Sachsen

11. 9. 2013 - Text: Klaus HanischText: khan; Foto: Arno Bachert/pixelio.de

Im Kampf gegen Crystal richtet der Zoll drei Sonderkommissionen in Bayern und Sachsen ein. 23 spezialisierte Ermittler sollen Einsätze künftig besser koordinieren, Erkenntnisse länderübergreifend zusammenführen und damit Ermittlungsverfahren rascher auf den Weg bringen. Damit will man dem organisierten Schmuggel der Modedroge wirksamer begegnen. Diese Sonderkommissionen sollen „den Fahndungsdruck erhöhen, die Ermittler vor Ort entlasten und Ermittlungsarbeit zusammenführen“, wie der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Hartmut Koschyk (CSU) erklärte.

Der Zoll hat nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2013 deutlich mehr Crystal sichergestellt als im gesamten Jahr 2012. Bis Ende Juni fielen Fahndern in Deutschland knapp 38 Kilogramm in die Hände, gegenüber 23 Kilo im letzten Jahr. Diese prägnante Zunahme sei „nicht nur eine Folge der verschärften Kontrollen, sondern vor allem auf die deutliche Steigerung von Schmuggelaktivitäten zurückzuführen“, sagte der Präsident des Zollkriminalamts Norbert Drude.

Die neuen „Sokos Crystal“ werden in Nürnberg, Weiden und Dresden installiert. Ihren Mitarbeitern wurde vorgegeben, eng mit Zoll, Polizei und Staatsanwaltschaften zusammen zu arbeiten. Personal vor Ort sei bereits genügend vorhanden, um gegen Drogenschmuggel vor allem zwischen Tschechien und Bayern vorzugehen, so Koschyk. Polizisten auf der Straße sollen durch diese Sonderkommissionen nun entlastet werden. Der Staatsekretär betonte, dass „illegale Produktionsstätten ermittelt, potenzielle Kuriere entdeckt und eingerichtete Vertriebswege aufgespürt“ werden sollen.

Dealer immer raffinierter
Nach wie vor kommt Crystal für den deutschen Markt vor allem aus Tschechien. Immer häufiger stellen Ermittler Mengen von über 300 Gramm und damit deutlich mehr als den zugelassenen Eigenbedarf sicher. Gerade im Grenzgebiet zu Tschechien fassen Polizei und Zoll immer häufiger Drogenhändler mit reichlich Crystal. Staatsanwaltschaften in Grenznähe beantragen fast täglich Haftbefehle oder Durchsuchungen wegen der Droge. Doch die Tricks der Dealer werden immer raffinierter. Bayern ist wegen der Nähe zu Tschechien oft auch Transitland. Behörden führen dafür jene 20 Kilogramm Crystal an, die Zollbeamte im Februar am Münchener Flughafen aufspürten.

Die gefährliche Substanz wird in tschechischen Drogenküchen hergestellt und ist nach den Worten des Leiters des Zollfahndungsamtes München, Siegfried Klöble, relativ einfach zu produzieren. Deshalb nennt auch Sachsen das Problem immer dringlicher. „Crystal ist auf vietnamesischen Grenzmärkten ohne großen Aufwand und für wenig Geld zu erhalten“, so Heike Wilsdorf, Pressesprecherin des Hauptzollamtes Dresden. Das synthetische Rauschgift wurde von der Beamtin erneut als besonders gefährlich eingestuft. Denn Crystal habe dramatische gesundheitliche Folgen. „Crystal ist das gefährlichste Betäubungsmittel auf dem deutschen Markt, weil es mit sehr hohem Wirkstoffgehalt und einer Konzentration zwischen 80 und 90 Prozent angeboten wird und schnell zu Abhängigkeit führt“, bekräftigte Wilsdorf.

Dramatische Folgen
Bereits zu Jahresbeginn hatten Deutschland und Tschechien vereinbart, gemeinsam stärker gegen Drogenhandel vorzugehen. Ein Polizeikooperationsvertrag wird neu ausgehandelt. Ein ähnliches Abkommen ist laut Bundesinnenministerium mit Polen geplant, wo die meisten Rohstoffe und Ausgangsmittel für Crystal herkommen. Im bundesweiten Vergleich stellen Sachsen und Bayern die Brennpunkte der Designerdroge dar. Dass die drei neuen Sonderkommissionen auch für andere Bundesländer bedeutend sind, beweist ein Vorfall vor wenigen Tagen in Bad Lauterberg im Harz.

Dort lieferten sich Polizisten eine wilde Verfolgungsfahrt mit einem Autofahrer. Der 26-Jährige raste mit einem Tempo bis zu 170 durch diverse Ortschaften, überholte über 25 Kilometer riskant Autos und brachte Fußgänger in Gefahr. Die Beamten ermittelten den Fahrer wegen seines abgelaufenen Kennzeichens. Der junge Mann stand nach ersten Erkenntnissen unter Einfluss von Crystal.