Sommer in der Stadt

Sommer in der Stadt

Ein stillgelegter Bahnhof, ein Hafen für Karlín und eine Bar mit Aussicht – die PZ stellt neue Ziele für Stadtentdecker vor

13. 5. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: Michal Barbuščák

Ein Blick in den Veranstaltungskalender lässt erahnen: Am kommenden Wochenende erwacht Prag endgültig aus dem Winterschlaf. Unter den Bars und Lokalen, die unter freiem Himmel Bier für ihre Besucher zapfen und ab nächster Woche mit einem abwechslungsreichen Kulturprogramm aufwarten, befinden sich in diesem Jahr einige spannende Neuzugänge.    

Bar mit Aussicht: Stalin

Die Macher des Kulturzentrums Containall auf der Kleinseite haben ein neues Baby, über dessen Namen schon seit einigen Wochen heftig diskutiert wird: Stalin. Das Team nimmt Bezug auf den Ort, an dem am kommenden Freitag, 15. Mai die Eröffnung gefeiert wird. Auf der Letná-Ebene stand von 1955 bis 1962 eine 30 Meter hohe Statue des sowjetischen Diktators. Heute ist das Beton-Plateau in der Hand der Prager Skater. Ganz befreien konnte sich der Ort aber nie von seiner Vergangenheit – selbst junge Prager verabreden sich „am Stalin“, wenn sie die Aussicht auf die Stadt genießen wollen. Unterhalb des Plateaus bietet das Containall-Team täglich von 13 bis 23 Uhr ein neues Angebot zur Freizeitgestaltung bei gutem Wetter – mit einer Bar, die wie auch ihre ältere Schwester auf der Kleinseite lokalen Kulturschaffenden regelmäßig Raum für Projekte bietet. Bei der Eröffnung am Freitag legt ab 20 Uhr DJ Call me Radeq Platten auf, Lichtdesigner sorgen für ungewohnte Stadtansichten, Kulinarisches wird vom Bistro 8 serviert. Mehr Informationen unter www.containall.org/stalin

Umschlagplatz für Kultur: Nákladové nádraží Žižkov

Der stillgelegte Güterbahnhof (Nákladové nádraží) in Žižkov ist einer der Orte, die das Herz des Stadtmenschen höher schlagen lassen: Grasüberwachsene Gleise unter hohen Stahlkonstruktionen und große leere Hallen bieten viel Raum für Theater, Ausstellungen, Konzerte und Workshops. Im letzten Jahr wurden Teile des Geländes erstmals für kulturelle Zwecke genutzt, am kommenden Wochenende öffnen sich die Pforten für die neue Saison. Ab dem 15. Mai hat die Terrasse des Cafés mit Blick auf zurückgelassene Güterwaggons täglich geöffnet. Am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Mai ist der Güterbahnhof Teil der Aktion „Open House Praha“ (siehe Seite 9). Mehr Informationen zu Veranstaltungen im „NNZ“ unter
www.nakladovenadrazizizkov.cz.

Auf zu neuen Ufern: Přístav 18600

Karlín ist ein Viertel der Kontraste. Während die Wohnungen hinter den Stuckfassaden rund um den Karlín-Platz (Karlínské náměstí) immer begehrter werden und immer mehr Restaurants, Cafés und Bars um die neuen Mieter in der einst verrufenen Gegend buhlen, ist das Moldauufer Ödland geblieben, das von sterilen Bürokomplexen gesäumt wird. Die Initiative Přístav 18600 (Hafen 18600) hat sich daran gemacht, das zu ändern: Ein Park für die Bewohner soll her. Ein Gelände am Fluss, das einst als Depot für den Bahnhof und in den vergangenen Jahren zunehmend als illegale Mülldeponie diente, wurde gesäubert und mit einer Container-Bar als Zentrum der neuen Stadt-Oase ausgestattet. Die Eröffnung wurde bereits letzte Woche gefeiert. Bunte Lichterketten und warme Gitarrenmusik sorgten für eine wildromantische Atmosphäre. Für die kommenden Monate hat das Hafen-Team noch einiges vor: Übers Internet wird Geld für einen Spielplatz und ein Beachvolleyballfeld gesammelt. Bereits geplant sind Konzerte und Theater-Vorführungen für Kinder. Informationen zu Programm und Projekt unter www.18600.cz