Schluss mit dem Markenschwindel

Schluss mit dem Markenschwindel

Gleiche Verpackung, anderer Geschmack – damit soll sich nun die EU-Kommission befassen

24. 2. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ

Die Nougatcreme, die ein Bekannter aus Deutschland mitbringt, verrät es ganz deutlich: Sie ist dunkler als die in Prag gekaufte Variante und der Geschmack ein wenig nussiger – obwohl auf beiden Gläsern derselbe Markenname steht. Immer wieder beklagen sich Verbraucher in Tschechien, dass sie für das gleiche oder sogar mehr Geld hierzulande zwar die gleiche Verpackung, nicht aber den gleichen Inhalt bekommen wie in einem deutschen oder österreichischen Supermarkt. Rund 88 Prozent der Verbraucher störe es, dass die Qualität der Lebensmittel derselben Marke hier schlechter sei als in Westeuropa, ergab nun eine Umfrage der Staatlichen Lebensmittelinspektion (SZPI). Zudem glauben sie den Herstellern nicht, dass sie wegen anderer Vorlieben der Kunden auf unterschiedliche Rezepte zurückgreifen.

Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (KDU-ČSL) will sich das nun nicht mehr gefallen lassen. Er möchte, dass sich die Europäische Kommission mit dem Thema beschäftigt, sagte er am Donnerstag vergangener Woche in Brünn. Ob man die Hersteller dazu bewegen kann, Schokolade, Suppe, Saft und Co. in allen EU-Ländern in der gleichen Qualität anzubieten, ist fraglich. Zumal es sich laut Jurečka nicht um ein rechtliches, sondern um ein moralisches Problem handle. Doch immerhin ist Tschechien nicht allein. Der Landwirtschaftsminister hat zwölf Amtskollegen in anderen mittel- und osteuropäischen Ländern befragt. „Die Hälfte von ihnen kennt das Problem auch“, berichtet er. Sie wollen sich daher gemeinsam dafür einsetzen, dass es auf die Tagesordnung der EU-Kommission kommt.

Die Autoren der SZPI-Studie haben auch untersucht, wie Verbraucher hierzulande die Qualität heimischer Produkte bewerten. Rund 68 Prozent der Befragten haben demnach eine positive Meinung von tschechischen Lebensmitteln; von der Güte ausländischer Ware sind dagegen nur 49 Prozent überzeugt. Das größte Misstrauen hegen die Tschechen gegenüber polnischen Produkten, die 88 Prozent für problematisch halten. Dass Lebensmittelkonzerne Markenprodukte in Ost- und Westeuropa in unterschiedlicher Qualität verkaufen, erklärte mehr als die Hälfte der Befragten damit, dass die Konzerne auf Kosten der Verbraucher bei den Zutaten sparen würden; 38 sahen eine Mitschuld bei den tschechischen Kunden, die ihrer Meinung nach beim Einkauf mehr auf den Preis achten als auf die Qualität der Produkte.