„Musterbeispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit“

„Musterbeispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit“

Jahrelange Diebstahlserie in Bayern und Tschechien aufgeklärt – Beute im Wert von 126.000 Euro sichergestellt

17. 9. 2015 - Text: Klaus HanischText: Klaus Hanisch; Foto: Sebastian Rittau, CC BY-2.0

Einen großen Fahndungserfolg meldet die Polizei in der Oberpfalz und in Tschechien: Sie machte zwei Täter dingfest, die zwischen 2012 und 2015 Raubzüge im Grenzgebiet unternommen hatten. Sie sollen Geräte im Wert von etwa 238.000 Euro erbeutet haben. Ein Bürger brachte die Ermittler auf die richtige Spur. Er beobachtete zwei Personen, die morgens gegen 2.30 Uhr mit einem Unimog samt Anhänger in der Nähe von Oberviechtach im Landkreis Schwandorf unterwegs waren.

Beamte gingen dem Hinweis nach. Bei der Kontrolle verstärkte sich der Eindruck, dass der Anhänger gestohlen worden war. Deshalb nahmen die Polizisten zwei tschechische Staatsangehörige im Alter von 39 und 22 Jahren fest. Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Ältere wohl eine erhebliche Anzahl von Straftaten begangen hatte.

In den letzten Jahren wurden immer wieder Diebstähle in den Polizeidienststellen in Oberviechtach, Waldmünchen, Vohenstrauß, Furth im Wald und Bad Kötzting angezeigt. Täter suchten Feldscheunen, landwirtschaftliche Betriebe, Baustellen und besonders abgelegene Gebäude heim. Dort brachen sie Schlösser auf oder überwanden Sicherungsanlagen. Oft fielen ihnen hochwertige Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen in die Hände. Später erinnerten sich Nachbarn, dass sie zum Zeitpunkt der Diebstähle einen Unimog mit Kranaufbau in der Nähe bemerkt hatten. So ging es auch dem Zeugen aus Schwarzach, der in der Nacht im Juni umgehend die Polizei in Oberviechtach verständigte. Beamte stellten die Täter auf der Ortsverbindung zwischen Schönsee und Preißhof. Zwar hatten sie das Typenschild vom Anhänger entfernt, doch machten die Polizisten die unter Öl und Schmutz verdeckte Fahrgestellnummer sichtbar. Sie verständigten den Besitzer, der seinen Anhänger noch am Kontrollort zweifelsfrei erkannte. Er war ihm sechs Monate zuvor gestohlen worden.

Weitere Ermittlungen der Kriminalpolizei in Amberg ergaben, dass an der Staatsstraße zwischen Rosenthal und Muggenthal ein Baustellencontainer bei Schönsee aufgebrochen worden war. Dort fehlten Geräte im Wert von etwa 8.000 Euro. Zudem waren eine Rüttelplatte und eine Vibrationswalze so aufgestellt, dass sie offensichtlich abtransportiert werden sollten. Die Polizisten hegten den Verdacht, dass die beiden Festgenommenen sie bald abholen wollten.

In Zusammenarbeit mit tschechischen Behörden stellten die Ermittler fest, dass auf den 39-Jährigen ein VW-Bus zugelassen war. Bei einer Fahndung im grenznahen Raum in Deutschland und Tschechien fanden sie das Fahrzeug auf tschechischem Gebiet. Bei Durchsuchungen stießen tschechische Beamten auf die gestohlenen Gegenstände von der Baustelle. Im Zuge der Nachforschungen bestätigte sich der vermutete Tatablauf. Die Männer waren zunächst mit ihrem Kleinbus dorthin gefahren, hatten den Baustellen-Container aufgebrochen und die Gegenstände aufgeladen. Später wollten sie wieder über die Grenze, um die Platte und Walze abzuholen.

Gegen den 39-Jährigen wurde in Amberg Haftbefehl erlassen. Er befindet sich in Untersuchungshaft. Der 22-Jährige wurde vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt. Weitere Zeugenangaben und Ermittlungen führten zu einer Durchsuchung in der tschechischen Ortschaft Lisov. Dort stellte die Polizei Gegenstände im Gesamtwert von etwa 126.000 Euro sicher, die aus Diebstählen in Deutschland und Tschechien stammen. Darunter befanden sich nach Polizeiangaben hochwertige land- und forstwirtschaftliche Anbaugeräte, Minibagger, Radlader und eine Zugmaschine. Bei vielen Fahrzeugen und Maschinen hatte der 39-Jährige die Typenschilder entfernt und die Fahrgestellnummern abgeschliffen, um die Herkunft der Geräte zu verschleiern. Die Ermittler konnten jedoch die meisten Gegenstände wieder zuordnen. Derzeit organisiert die Kriminalpolizei in Amberg die Rückgabe der Gegenstände an die Besitzer. Auch das Zugfahrzeug des Gespannes, der Unimog mit Kranaufbau, mit dem sie kontrolliert wurden, hatten die Täter zwei Jahren zuvor aus einem Gebäude in Geiersthal im Landkreis Regen entwendet. An diesem waren Typenschilder eines anderen Fahrzeugs angebracht.

Nach umfangreichen Nachforschungen werden dem Beschuldigten nun insgesamt 20 Diebstahlsfälle zugerechnet. Die Polizei in der Oberpfalz bezeichnete die Aufklärung der Tatserie als „Musterbeispiel für Zivilcourage und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den tschechischen Behörden“.