Mit vereinten Kräften
Das Familienunternehmen Siko verkauft seit 1991 Ausstattung für Küchen und Badezimmer
11. 6. 2014 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: Siko
Dass ein Irrtum nicht immer schlecht sein muss, beweist die Geschichte von Jaroslava Valová. Als die damals 44-Jährige im Jahr 1991 ein Unternehmen gründete, wählte sie den Namen Siko. Er stand für „Stavební izolace, keramika, obklady“: Gebäudeisolierung, Keramik, Fliesen. Bis heute hat die Firma Materialien für Gebäudeisolierung weder hergestellt noch verkauft. Dafür zählt sie als Küchen- und Badezimmerausstatter zu den erfolgreichsten Familienunternehmen des Landes. Sie macht jährlich mehr als zwei Milliarden Kronen (etwa 73 Millionen Euro) Umsatz und beschäftigt fast 500 Mitarbeiter. Die Gründerin taucht regelmäßig in Ranglisten auf, welche die erfolgreichsten tschechischen Geschäftsfrauen küren. Zuletzt wurde sie vor wenigen Wochen Tschechiens Managerin des Jahres.
Jaroslava Valová setzte alles auf eine Karte, als sie nach der Samtenen Revolution beschloss, in der südböhmischen Gemeinde Čimelice ihre eigene Firma zu gründen. Ihrem Unternehmergeist fielen die gesamten Familienersparnisse zum Opfer, einschließlich der Sparbücher der Kinder. Aber nicht nur bei der Finanzierung spannte sie von Beginn an die ganze Familie ein: Ihr Mann Vítězslav gab seinen Beruf und den Bürgermeisterposten auf, um mit dem Lastwagen die Lieferungen zu holen, im Lager zu arbeiten und seine Frau bei der Verwaltung des Betriebs zu unterstützen. Sohn Tomáš kümmerte sich um Verkauf und Abrechnung, Tochter Jana übernahm schon als Schülerin einen Teil der Buchhaltung.
Vom Wohnzimmer in die Welt
Nach einem Jahr schlossen sich auch Verwandte in Kralice bei Brünn dem Familienbetrieb an, wo bald das zweite Verkaufsgeschäft von entstand. Als 1993 der älteste Sohn Víťa mit neuen Ideen von einem USA-Aufenthalt zurückkehrte, machte er sich an die Umsetzung seiner Pläne für eine Franchising-Kette nach amerikanischem Vorbild. Es begann die Expansion des Unternehmens, an der sich weitere Familienmitglieder und Freunde beteiligten: Mit Hilfe des zukünftigen Schwiegervaters von Tomáš eröffnete eine Filiale in Tábor, es folgten Geschäfte in Budweis, Pilsen und anderen Städten sowie die ersten Angestellten, die nicht zum Kreis der Verwandten und Bekannten gehörten. Neben eigenen Filialen wurden auch Geschäfte mit Verkaufspartnern eröffnet, während Jaroslava Valová das Unternehmen noch immer vom Wohnzimmer aus leitete, wo sie auch mit Zulieferern und Abnehmern verhandelte.
Ein wichtiger Schritt aus dem Wohnzimmer heraus auf den tschechischen Markt war die Errichtung eines Lagers für den Großhandel in Čimelice im Jahr 1995. Das Unternehmen hatte dort 3.000 Quadratmeter zur Verfügung – eine Millioneninvestition, die der Familie viel abverlangte, zumal Vítězslav die Scheidung einreichte. Doch die Familienkrise hatte auf den Betrieb keine negativen Folgen – im Gegenteil: Die Expansion wurde weiter vorangetrieben und als nächstes großes Ziel ein Standort in Brünn anvisiert, bevor schließlich 2001 ein Standort in Prag eröffnet wurde.
Heute besteht das Verkaufsnetz des Unternehmens aus 39 tschechischen und acht slowakischen Geschäften. Im Nachbarland ist Siko seit 2010 aktiv und will dort noch weiter wachsen. Aber nicht nur auf dem tschechischen und slowakischen Markt will die Firma in Zukunft erfolgreich sein, auch über eine Ausdehnung auf andere Länder wird nachgedacht.
Fast wie aus dem Bilderbuch liest sich die Familien- und Firmengeschichte des Bad- und Küchenausstatters Siko. Seit mehr als 20 Jahren ist der Betrieb nicht nur in Familienbesitz, sondern wird auch von der Gründerin und ihren Kindern geführt. In einer Serie stellt die „Prager Zeitung“ die am Umsatz gemessen größten tschechischen Familienunternehmen vor.
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