Krone verliert an Wert

Krone verliert an Wert

Tschechische Zentralbank interveniert gegen die eigene Währung

13. 11. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Gabriela Neumeier/pixelio.de

Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat die Tschechische Nationalbank (ČNB) in der vergangenen Woche den Kurs der heimischen Währung nach unten gedrückt. Hatte der Kurs der Tschechischen Krone gegenüber dem Euro am Mittwochabend noch bei 25,77 gelegen, fiel er im Laufe des Folgetages auf 26,98 – ein ähnliches Niveau hatte es zuletzt im Juni 2009 gegeben. Dem Wertverlust war eine sogenannte Devisenintervention der Zentralbank vorausgegangen. „Wir können praktisch uneingeschränkt gegen den Kronen-Kurs intervenieren. Das heißt, wir werden so lange einlenken, bis wir das von uns gesteckte Währungsziel von 27 Kronen je Euro und damit auch unser Inflationsziel erreichen“, erklärte der Gouverneur der ČNB Miroslav Singer. Um die Krone zu schwächen, soll die Zentralbank angeblich bis zu fünf Milliarden Euro über eigene Reserven aufgekauft haben.

Was den Gouverneur erfreut sowie Export und Konjunktur beflügeln soll, geht zu Lasten der tschechischen Verbraucher. Denn durch die schwächere Krone werden Importwaren teurer, die Inflation wird angeheizt. Vor allem die Preise für Produkte der Unterhaltungselektronik, importierte Autos und Kraftstoffe dürften sich in den kommenden Wochen um bis zu fünf Prozent erhöhen. „Die Kursschwächung soll inflationäre Tendenzen auslösen. Derzeit liegt die Inflation bei einem Prozent. Die Zentralbank will aber zwei Prozent erreichen“, sagt Petr Dufek, Analytiker der Tschechoslowakischen Handelsbank (ČSOB). Sein Berufskollege von der Raiffeisenbank Michal Brožka zeigt Verständnis für die Devisenintervention: „Auf kurze Sicht hat sie einen schlechten Einfluss auf die Verbraucher. Doch sollte die Abschwächung der Krone andauern, hätte sie durchaus positive Auswirkungen auf die tschechischen Exporteure.“

Letztmals hatte die ČNB im Jahr 2002 eine Devisenintervention durchgeführt, damals jedoch mit dem Ziel, den Kurs der Krone stabil zu halten. Die meisten Wirtschaftsexperten lassen die jetzige Begründung der Zentralbanker, sie müssten präventiv gegen eine drohende Deflation vorgehen, nicht gelten. Der Tschechische Gewerkschaftsverband (ČMKOS) hält die Maßnahme für unausgewogen. Sie käme nach einer gewissen Zeit nur den exportorientierten Industriezweigen zugute. Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen hingegen bekämen die Verteuerung vor allem in der Vorweihnachtszeit deutlich zu spüren, heißt es in der Erklärung der Gewerkschafter.