Kommentar: Zeman-Schlagzeilen abschaffen!

Kommentar: Zeman-Schlagzeilen abschaffen!

Der Präsidentenkult nimmt überhand

21. 8. 2013 - Text: Nancy WaldmannText: Nancy Waldmann; Foto: APZ

„Zeman siegt“ titelte am Tag der Selbstauflösung des tschechischen Abgeordnetenhauses die Zeitung „Hospodářské noviny“. Wie könne es sein, dass ein Rentner aus der Vysočina alle Parteistrategen, Berater und sonstige politische Professionalisten ausspielt, fragt Petr Šabata im Kommentar. Aber tut er das wirklich? Oder profitiert Zeman nicht vielmehr von einem unseligen und zwanghaften Präsidentenkult?

Zeman hat Zucker, Zeman beim Zahnarzt, Zeman auf Urlaub in der Vysočina – die mediale Aufmerksamkeit für den Präsidenten kennt kaum Grenzen. Wenn dazu noch Furcht kommt, dann ist klar, dass daraus nur einer Nutzen zieht. Als der Präsident sein Expertenkabinett mit Rusnok an der Spitze einsetzte, fürchtete die Öffentlichkeit die „absolute Macht“ des Präsidenten. Nun, da es vom Parlament zum Rücktritt gezwungen wurde, fürchtet man die Machtergreifung des Präsidenten durch seine Jünger in der ČSSD und SPOZ. Dabei sind Neuwahlen noch lange nicht gleichbedeutend mit einem Zeman-Sieg.

Neuwahlen heißen: alles auf Anfang. Was sie bringen, entscheidet das Wahlvolk. Was eine Regierung unter Führung der Sozialdemokraten bringt, hat die ČSSD in der Hand – nicht Zeman. Die Ablehnung der Regierung Rusnok war eine Niederlage für ihn. Ob seine SPOZ-Partei bei den Wahlen erfolgreich sein wird, steht in den Sternen. Statt das zu sehen, übertreffen sich viele – gerade Zeman gegenüber skeptisch eingestellte – Medien darin, angstvoll über die Intentionen seiner angeblich planvollen Ränkespiele nachzusinnen und in allem ein abgekartetes Zeman-Spiel zu sehen. Solch zwanghafte Fixiertheit auf den Präsidenten schränkt die Handlungsfähigkeit anderer politischer Kräfte ein und ist nicht eben ermutigend für die, die neue Visionen für das Land entwickeln wollen.