Kommentar: Spitzel in unserem Land

Kommentar: Spitzel in unserem Land

Lässt Zeman seine Widersacher beobachten?

6. 1. 2016 - Text: Josef FüllenbachText: Josef Füllenbach; Foto: APZ

Mit seiner Ansprache am zweiten Weihnachtstag erfüllte Präsident Zeman die Erwartungen: Er sagte das, was er immer sagt. Zum Beispiel dass der Zustrom von Flüchtlingen „eine organisierte Invasion“ oder dass die „große Mehrheit der illegalen Migranten junge, gesunde Männer ohne Familien“ seien. Und er könne sich nicht vorstellen, dass „zur Zeit des Protektorats unsere jungen Männer geflohen sind, um in Großbritannien Sozialhilfe zu erhalten“.

Aber dann sagte er doch noch etwas Merkwürdiges: Er habe von „einem unserer Nachrichtendienste die Information erhalten“, welche möglichen Losungen Pro-Asyl-Demonstranten intern bei der Vorbereitung der Demonstration zum 17. November diskutiert hätten. Dabei sei der Vorschlag „Dieses Land gehört nicht uns – Refugees welcome!“ erwogen, aber schließlich verworfen worden.

Ist dies die zentrale Botschaft (oder Drohung?) des Burgherrn für das neue Jahr, dass ihm nicht genehme Gruppierungen fortan unter geheimdienstlicher Beobachtung stehen? Und dass er nach Belieben nicht überprüfbare „Erkenntnisse“ der Spitzel zitieren wird, um die dumpfen Empfindungen der von ihm so sehr gehätschelten „unteren zehn Millionen“ zu bedienen? Und seine Widersacher im Zaume zu halten? Dann ein frohes neues Jahr!