Kommentar: Politische Brandstifter

Hass auf Migranten ist keine Kleinigkeit
24. 2. 2016 - Text: Corinna AntonText: Corinna Anton; Foto: ČTK/Vít Šimánek
Nur „kleine Ausschreitungen“ habe es bei den Demonstrationen Anfang Februar in Prag gegeben, sagt Innenminister Milan Chovanec. Gemessen am Schaden liegt er vielleicht richtig. Niemand ist ums Leben gekommen, es wurden keine Autos angezündet und kein Haus in die Luft gesprengt. Und gemessen an den aktuellen Horrorbildern aus Deutschland ist in Prag doch alles recht glimpflich abgelaufen. Die Aussagen des Ministers sind trotzdem fatal. Wenn Menschen ein Kulturzentrum anzünden, weil es Sprachkurse für Migranten anbietet und Spenden für Flüchtlinge sammelt, dann ist das keine Kleinigkeit. Wie viel Hass muss sich da aufgestaut haben, dass jemand bereit ist, einen Brandsatz zu werfen? Und woher kommt dieser Hass? Das müssten sich Politiker, Medien und andere Meinungsmacher in diesem Land dringend einmal fragen. Stattdessen spielen sie sich weiter zu Verteidigern des Nationalstaats auf, wollen Grenzen sichern und wettern gegen Muslime, obwohl die meisten von ihnen noch nie einem begegnet sind. So wie die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft mit Präsident Miloš Zeman an der Spitze auftreten, braucht man sich nicht wundern, wenn es fast schon als Kavaliersdelikt gilt, Menschen anzugreifen, die sich für Solidarität mit Fremden einsetzen. Aber sehen sie denn nicht, wohin diese Entwicklung führt? Dass viele von den Bildern brennender Flüchtlingsheime in Deutschland schon so abgestumpft sind, dass sie die Prager „Ausschreitungen“ mit einem Achselzucken hinnehmen, ist erschreckend. Was muss denn noch geschehen, damit die Menschen merken, wie gefährlich es ist, zu hetzen statt zu versöhnen?
„Wie 1938“
„Unterdurchschnittlich regiert“