„Irgendetwas läuft da schief“

„Irgendetwas läuft da schief“

Handball-Star Filip Jícha kritisiert den Verband und lässt sich durch die Wahl eines neuen Präsidenten besänftigen

17. 7. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Steindy

 

Der Superstar des tschechischen Handballsports drohte noch vor vier Wochen mit seinem Abschied aus der Nationalmannschaft – und das obwohl sich diese kurz zuvor mit einem Sieg gegen Montenegro für die Europameisterschaft 2014 in Dänemark qualifiziert hatte. Die Kritik des früheren Welthandballers Filip Jícha ist inzwischen verklungen, von Rücktritt keine Rede mehr. Denn mit der Wahl von Aleš Pospíšil zum neuen Präsidenten des Tschechischen Handballverbands (ČSH) seien laut Jícha die richtigen Weichen gestellt worden. Pospíšil folgt auf Jaroslav Chvalný, der nach zwölfjähriger Amtszeit auf eine erneute Kandidatur verzichtete.

„Filip und ich haben die gleichen Vorstellungen von der Zukunft im tschechischen Handball. In den kommenden Tagen werden wir uns darüber austauschen, wie man für das gesamte Nationalteam ein perfektes Umfeld schaffen kann und sich Probleme vermeiden lassen“, sagte Pospíšil nach seiner Wahl zum Verbandspräsidenten.

Jícha, der vor kurzem seinen Vertrag beim deutschen Meister THW Kiel bis zum Jahr 2016 verlängerte, hatte nach dem letzten EM-Qualifikationsspiel das „unprofessionelle Umfeld“ der tschechischen Nationalmannschaft beklagt. „Wenn die Jungs vor einem der wichtigsten Spiele in Israel morgens um sechs Uhr frühstücken und später um 22 Uhr nach dem Training zu Abend essen, dann läuft etwas schief“, sagte der 31-jährige Mannschaftskapitän. Den ganzen Tag über habe sich keiner um die Verpflegung der Nationalspieler gekümmert, „ob aufgrund schlechter Organisation oder weil sich niemand getraut hat, 200 Euro aus der Kasse zu nehmen.“ „Wenn nun jemand aus der Verbandsführung sagt, er habe nichts davon gewusst, dann ist das traurig“, äußerte Jícha. Zudem gefalle ihm nicht, dass Familienangehörige der Nationalspieler Eintrittskarten für Galaabende des ČSH selbst kaufen müssten, während der Verband für 10.000 Euro VIP-Karten für das Champions-League-Finale besorgt.

Präsident Chvalný reagierte empört auf diese Äußerungen, Jícha habe ihn bloßgestelllt. Der Torschützenkönig der zurückliegenden EM stellte daraufhin klar: „Ich wollte damit niemand kränken oder bloßstellen. Seit ich in der Nationalmannschaft bin, hat mich Herr Chvalný immer fair behandelt. Ihm hat der Verband viel zu verdanken. Auf der anderen Seite muss ich mich doch als Kapitän zu Wort melden, wenn man sich nicht anständig um die Nationalmannschaft kümmert.“ Bei Funktionären, Mannschaftskollegen und tschechischen Handball-Fans stieß die Kritik auf ein positives Echo. Schließlich will sich auch niemand eine Zukunft der Nationalmannschaft ohne Filip Jícha vorstellen.