Glosse

Die Zukunft des Eishockeys

Die Zukunft des Eishockeys

Wer die Eishockey-WM überhaupt nicht oder nur mit einem Auge verfolgt, der verpasst viel …

7. 5. 2015 - Text: Klaus Hanisch, Foto: IIHF

Wer die Eishockey-WM überhaupt nicht oder nur mit einem Auge verfolgt, der verpasst viel. Das geht ihm auch so, wenn er die Titelkämpfe mit beiden Augen verfolgt. Denn Eishockey ist einfach ein zu schnelles Spiel.

Anders als beim Fußball nutzt selbst der konzentrierteste Blick auf das Spielgerät nichts, um zu erkennen, ob ein Tor fällt. Einzige Chance: stets den besonders nahe am Gehäuse stehenden Stürmer beobachten. Jubelt er, darf man auch jubeln. Zumindest wenn man zu seiner Mannschaft hält.

Erst wenn alle Zuschauer in Ruhe die Zeitlupen begutachten, beginnt Eishockey richtig. Zum Glück gibt es bei dieser WM Fernsehkameras für alle Perspektiven. So entgeht kein Detail. Es wäre ratsam, Eishockeyspiele ab dem Anpfiff immer in Zeitlupe zu übertragen. Kommt der Puck in Tornähe, schaltet die Bildregie blitzschnell zwischen den einzelnen Kameras hin und her. Dann wird irgendein Objektiv in der Sekunde genau erfasst, wann der Einschlag erfolgt. So erreicht Eishockey endlich Normaltempo fürs menschliche Auge.

Und der internationale Verband muss auch nicht mehr jedes Jahr eine WM ausspielen. Das macht er derzeit nur, weil die Zuschauer so viel verpassen. Gibt es zahlreiche Turniere, bekommen sie in der Summe eben ein paar Tore mehr mit als bei einer WM alle vier Jahre.

Auch in der Halle selbst sieht man nicht mehr. Dort führen Fans ebenfalls immer dann Freudentänze auf, wenn dies ein Spieler auf dem Eis tut. Oder sie gehen zum Bierstand, wenn der Gegner getroffen hat.

In üblicher Geschwindigkeit werden nur Rudelbildungen übertragen. Kommt es tatsächlich zu einer Schlägerei, ist zu überlegen, umgekehrt doppeltes Tempo zu fahren. Nur auf diese Weise erhält die Auseinandersetzung den theatralischen Effekt, der ihr zusteht.