Gespannt und optimistisch

Gespannt und optimistisch

Am Freitag beginnen die Olympischen Spiele in Sotschi – mit einer ambitionierten tschechischen Delegation

6. 2. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel und Christoph Laak; Foto: Šárka Strachová

Unter dem Motto „Hot. Cool. Yours.“ eröffnen am Wochenende die 22. Olympischen Winterspiele in Sotschi. Ab Samstag, 8. Februar werden die neuen Olympiasieger ermittelt. Es sind die ersten Winterspiele, die in der subtropischen Klimazone stattfinden. So werden am Freitag bei der Eröffnungsfeier zwölf  Grad Celsius und Sonnenschein erwartet. Vor allem was die Vergabe und den enormen Aufwand beim Aufbau der Sportstätten anbelangt, wird schon seit Jahren weltweit hitzig diskutiert. Vielerorts stoßen die Spiele auf derart große Skepsis, dass prominente Gäste ihre Teilnahme an der Eröffnungsfeier absagten, so auch Bundespräsident Joachim Gauck.

Nichtsdestotrotz: Für Athleten und Fans gehört Olympia zu den absoluten Höhepunkten im Sportkalender. In Sotschi werden knapp 2.800 Teilnehmer aus 88 Ländern – so viele wie nie zuvor – an den Start gehen und um die begehrten Medaillen kämpfen. Darunter befinden sich Sportler aus Simbabwe, Togo oder dem Libanon, Länder also, die nicht gerade für Tradition im Wintersport stehen.

Insgesamt werden die Athleten 98 Entscheidungen in sieben Sportarten herbeiführen. Das entspricht zwölf Disziplinen mehr als noch vor vier Jahren in Vancouver. Neu sind unter anderem Skispringen der Frauen oder Teamwettbewerbe im Eiskunstlaufen und im Rodeln. Auch die Trendsportarten Freeskiing und Snowboarding haben neue Disziplinen in Form von Slopestyle und Halfpipe hinzubekommen, bei denen auch tschechische Sportler zu den Medaillenkandidaten zählen.

Jágrs fünfte Olympiade
Das Nationale Olympische Komitee Tschechiens entsendet 88 Olympioniken in den Nordkaukasus und hofft ähnlich wie vor vier Jahren auf einige Medaillen. Damals sprangen für die 92 Sportler zwei goldene und vier bronzene Auszeichnungen heraus, was Platz 14 in der Nationenwertung bedeutete – ein Ergebnis, an dem man sich messen lassen muss. Mit Martina Sáblíková (Eisschnelllauf), Gabriela Soukalová (Biathlon) und Eva Samková (Snowboard) gehen hoffnungsvolle Sieges-Anwärterinnen an den Start. Sie gehören in ihren Sportarten entweder schon lange (Sábliková) oder erst seit dieser Saison (Soukalová, Samková) zur Weltspitze. Vor allem die junge Biathletin überrascht die internationale Szene mit ihrem kometenhaften Aufstieg. Soukalová kämpft diese Saison nicht nur um Olympia-Gold, sondern auch um den Sieg im Gesamtweltcup.

Etwa zehn weiteren tschechischen Athleten und Teams ist es durchaus zuzutrauen, in den Kampf um die Podestplätze einzugreifen. Allen voran ist hierbei natürlich die Eishockey-Nationalmannschaft um die Spieler-Legende Jaromír Jágr zu nennen. Der 42-jährige Center der New Jersey Devils führt das Aufgebot von Alois Hadamczyk an und nimmt damit bereits an seinen fünften Olympischen Spielen teil. Im Gegensatz zu früheren Jahren gehört die „Osmnáctka“ allerdings nicht zu den absoluten Top-Favoriten. Diese Rolle fällt eindeutig den Gastgebern sowie den Kanadiern zu. Trotzdem, Jágr und Co. sind immer für eine Medaille gut. 1998 in Nagano rechnete niemand ernsthaft mit den Tschechen – umso legendärer war dann der Triumph um Torwartheld Dominik Hašek und Stürmerstar Jágr. Der Gewinn des Olympia-Turniers in Nagano gilt bis heute als größter Sporterfolg des Landes.

Einen besonderen Moment wird Šárka Strachová erleben. Der Skirennfahrerin wird die Ehre zuteil, bei der Eröffnungsfeier mit der Fahne Tschechiens ins Olympiastadion von Sotschi einzulaufen. Noch vor anderthalb Jahren wurde bei der Slalom-Weltmeisterin von 2007 ein gutartiger Hirntumor entfernt. Seither kämpft sich die bald 29-Jährige zurück in die Elite. Vergangenes Wochenende gelang ihr mit Platz neun in Kranjska Gora zum ersten Mal in diesem Winter der Sprung in die Top Ten. Ein persönlicher Sieg dürfte es für sie sein, überhaupt wieder auf Top-Niveau Ski zu fahren. Eine Medaille zu gewinnen, käme fast schon einem Szenario aus einem rühr­seligen Hollywood-Streifen gleich. Doch erfahrungsgemäß werden gerade bei Olympia solche Märchen geschrieben. Die tschechischen Fans dürfen gespannt sein und dank einer starken Delegation mit viel Optimismus auf die kommenden zwei Wochen blicken.