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Die Erste

Die Erste

Am 5. Dezember 1991 erschien die erste Ausgabe der heutigen „Prager Zeitung“. Sie knüpfte damit an eine fast 350-jährige Geschichte an

1. 12. 2016 - Text: Klaus Hanisch

Er hatte ein Defizit der Presse erkannt. Im Bemühen, die Geschichte ihrer Zeit zu schreiben, vergesse sie leider oft ihre eigene, notierte Alador Guido Przedak im März 1904. Deshalb legte er eine „Geschichte des deutschen Zeitschriftenwesens in Böhmen“ vor.

Sie erschien Anfang des 20. Jahrhunderts in der Heidelberger Universitätsbuchhandlung Carl Winter und ist heute ein Standardwerk. Angeblich befindet sich ein Original in der Harvard University und wurde 2007 digitalisiert. Ein Exemplar wird auch in der New York Public Library aufbewahrt.

Przedaks Buch umfasst 248 Seiten. Doch schon auf Seite 15 kommt er zu einem wesentlichen Ergebnis. Am 24. November 1672 erhielt der Kleinseitner Buch­drucker Johann Arnoldt von Dobro­slawina „das Privilegium für eine ganzjährig und ununterbrochen herauszugebende Zeitung.“ Für Przedak ein einschneidendes Ereignis. „Wir haben damit unzweifelhaft das Datum der Entstehung der ersten in Prag regelmäßig erscheinenden Zeitung gewonnen – der jetzigen Prager Zeitung“, bemerkt er 1904. Sein Fazit: „Sie stellt sich also als eines der ältesten unter den Blättern der gesamten Presse dar“ – womit die heutige „Prager Zeitung“ auf eine Geschichte von 344 Jahren zurückblicken kann.

Wer Anfang des 17. Jahrhunderts etwas über Böhmen und politische Ereignisse im Land wissen wollte, musste damals nach Flugblättern aus Augsburg oder Nürnberg greifen. Dabei war Prag schon 1609 eine Quelle wichtiger Nachrichten und wurde neben Nürnberg, Wien und Wittenberg zum Mittelpunkt eines Korrespondentennetzes.

Die Straßburger „Relation“, laut Przedak die „erste der erhaltenen gedruckten Zeitungen“, enthielt in ihrem ersten Jahrgang nicht weniger als 92 Prager Korrespondenzen und damit „die höchste Zahl der Zuschriften.“ Ebenso verhielt es sich in den ältesten Zeitungen Berlins, Augsburgs und Frankfurts.

Triebfeder Post
Entscheidend für die Entwicklung einer Presse war die Post – auch in Böhmen. Poststationen wurden zu „Sammelstellen für Neuigkeiten und Nachrichten aller Art“. Und ihre Postmeister selbst zu „Postschreibern“. Sie nahmen Kontakt zu Druckereien auf, ließen ihre Berichte vervielfältigen und von regelmäßig verkehrenden Kurieren an andere Orte bringen. Daher trugen die ältesten Zeitungen oft Titel wie „Postzeitung“ oder „Postkurier“. Solch ein Druckerzeugnis gab es auch in Prag im Jahr 1570, sein Inhalt bestand aber nur aus Texten, die aus dem Böhmischen ins Deutsche übersetzt wurden.

Die „Prager Zeitung“ war die erste regelmäßig erscheinende Zeitung in Böhmen.

Nachdem Kaiser Rudolf II. Prag zu seiner Residenz bestimmt hatte, wurde die Stadt für den Postkurierdienst immer wichtiger. Publikationen dieser Zeit „bringen freilich über das innere politische Leben des Landes wenig oder eigentlich gar nichts“, lästert Przedak. Deutsche Zeitungsschreiber, der „damals in Böhmen maßgebenden politischen Richtung keineswegs freundlich“ gesinnt, mussten weiterhin auf Blätter in Augsburg oder Nürnberg ausweichen.

Schließlich wurde der „vom Erzbischof und den geistlichen Zensoren den Universität“ ausgeübte Druck so groß, dass alle Anfänge eines deutschen Zeitungswesens in Prag bereits 1601 wieder eingestellt wurden.

Doch wenige Jahre später gab es den „ersten Ansatz zu einer deutschen politischen Zeitschrift“. Sie beleuchtete die „Ereignisse der Jahre 1618 bis 1620 in eifrig protestantischem Sinne“. Denn den Impuls dafür gab der Dreißigjährige Krieg. Dabei handelte es sich jedoch lediglich um Flugschriften mit fortlaufender Nummerierung desselben Verlegers.

Ausgerechnet die Zensur sorgte dafür, dass in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts endlich auch Prag über eine regelmäßig erscheinende deutschsprachige Zeitung verfügte (die erste Zeitung auf Tschechisch erschien erst 1719). Ganz am Anfang verbreiteten gedruckte „Neue Zeitungen“ nur Nachrichten, die ihnen für ein wenig gebildetes Lesepublikum interessant erschienen. Bald nahmen Schlachten, Verbrechen und Kurioses aus der Natur breiten Raum in ihrer Berichterstattung ein. Politische Berichte kamen dort nicht vor, sie kursierten in sogenannten „geschriebenen Zeitungen“.

Weil sich vermögende Kreise einzig aus diesen „geschriebenen Zeitungen“ informierten und die Obrigkeit befürchtete, dass dort staatsgefährdende oder ketzerische Gedanken verbreitet werden könnten, wurden diese Blätter verboten. Ein kaiserlicher Erlass vom 10. Mai 1672 erlaubte in den österreichischen Erblanden aber weiterhin die gedruckten „Neuen Zeitungen“. Ein halbes Jahr später gründete Buchdrucker Arnoldt seine „Prager Zeitung“.

Das Geschäft mit ihr müsse floriert haben, vermutet Przedak. Denn schon 1678 tauchte Konkurrenz auf. Ein Kupferstecher aus der Prager Altstadt verlangte ebenfalls das Privileg für eine Zeitung, erhielt aber „den Bescheid, er solle bei seiner Kupferstecherei bleiben und sich nicht in Dinge einmischen, die er nicht verstehe“. Kurz darauf musste sich Arnoldt gegen den Prager Postverwalter behaupten, der darauf pochte, dass im Heiligen Römischen Reich allein Postmeister Zeitungen drucken und versenden durften. Arnoldt verwies auf Wien, wo Buchdrucker die Zeitungen herausgaben. Da der Postmann zwischenzeitlich zum böhmischen Ritter ernannt wurde, war es unter seiner Würde, sich weiter mit Zeitungen zu beschäftigen: Er zog sein Ansuchen zurück.

Die Verbindung zwischen Post und Buchdruckern führte indes dazu, dass diese erste deutschsprachige Zeitung Prags im Laufe der Zeit ihre Titel änderte. Sie hieß anfangs wohl „Neue Zeitungen“ und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts „Prager Post-Zeitungen“. Von höchster Stelle privilegiert, durfte neben ihr lange kein anderes „politisch-statistisches“ Blatt gedruckt werden. Schon zu Przedaks Zeiten waren keine Exemplare mehr erhalten. „Man behandelte eben schon damals die Zeitungen wie Eintagsfliegen“, bedauert er.

Am 22. Dezember 1718 übernahm Karl Franz Rosenmüller das Privileg von Arnoldt und gab fortan als Hofbuchdrucker die deutsche Zeitung in Prag heraus. Sie erschien jeden Dienstag und Samstag. „Das Papier ist gut, der Druck groß, der Inhalt dürftig, geschrieben wurde das Blatt in äußerst trockenem Tone“, urteilt Przedak, fügt aber an: „Für ihre Zeit waren die Postzeitungen ein ganz gutes Blatt.“ Denn ihre Leser wünschten diese einfache Art der Berichterstattung und legten keinen besonderen Wert auf die Schnelligkeit des Nachrichtendienstes.

International statt lokal
Dafür waren ihre Ausgaben sehr international. Jene vom 11. Januar 1744 berichtete über Ereignisse in Wien (vom 4.1.), Köln (2.1.), Den Haag (30.12.), Paris und London (29.12.), Rom (21.12.), Madrid und Rimini (17.12.), Stockholm (15.12.), Sankt Petersburg (10.12.) und Lissabon (8.12.). Dagegen wurde das lokale Geschehen vor Ort in Prag „aufgrund der Zensur­verhältnisse nur wenig berührt“.

Anzeigen gab es anfangs nur wenige. Buchhändler und Ärzte machten in den sogenannten „Avertissements“ auf sich aufmerksam, Professoren wiesen auf ihre Vorlesungen hin. Erst 1747 inserierte ein Augenarzt aus Sachsen gleich 14 Mal, um seine Anwesenheit in Prag kundzutun. Bald wurden aber bereits auch Arbeiter mit Hilfe der Zeitung gesucht. Für Przedak „ein Beweis dafür, dass die Zeitung nun schon in breitere Volkskreise“ vorgedrungen war.

Verleger Franz Karl Rosenmüller, Sohn von Karl Franz, verstarb im März 1745. Trotzdem kam die Zeitung weiterhin heraus, musste sich aber gegen erste Prager Wochenschriften durchsetzen. „In Prag wurde damals offenbar recht viel gelesen“, befindet Przedak. Wenngleich diese neuen Schriften seltsam anmutende Titel wie „Meine Einsamkeiten“ oder „Neue physikalische Belustigungen“ trugen.

„Die Unsichtbare. Eine sittliche Wochenschrift“ (ab Februar 1770) forderte umgehend ein Konkurrenzprodukt namens „Der Sichtbare“ (ab Mai 1770) heraus. Ab Oktober 1771 suchten „Prager gelehrte Nachrichten“ nach Lesern, herausgegeben von einer „Gesellschaft gelehrter Männer“. Schon 1773 wurden viele Zeitschriften jedoch wieder eingestellt, wegen ihres „geringen Werthes“ und wegen „Bequemlichkeit oder Unvermögen der Verfasser“, wie Przedak herausfand.

Verleger Schönfeld
Dann betrat der Verleger Johann Ferdinand von Schönfeld die Bühne und wurde auch für die „Prager Zeitung“ entscheidend. Im Januar 1774 bot er zunächst „Wöchentlich Etwas“ dem Zeitungsmarkt an. Doch diese Wochenschrift war vor allem ein „Wöchentlich Nichts“, wie ein Kritiker aus Prag in Christoph Martin Wielands „Teutschem Merkur“ in Weimar böse anmerkte, und endete tatsächlich schon wieder im März 1774.

Trotzdem arbeitete Schönfeld 1780 „bereits mit 17 Pressen in Prag allein“, schickte eine „Prager Real-Zeitung“ und ein „Prager Magazin“ ins Rennen und startete 1787 eine moderne „Mode-, Fabriken- und Gewerbezeitung“. Ein Konkurrent war Vinzenz Viktorin Pruscha, Verleger der „Prager interessanten Nachrichten“ und vor allem verantwortlich für das „Prager Intelligenzblatt“. Es vermittelte Käufe und Verkäufe sowie Arbeitsstellen, war besonders wegen seiner vielen Kleinanzeigen beliebt und wurde damit zu einem Vorläufer heutiger Anzeigenblätter – „für alle Stände nötig und nützlich“.

Als Pruscha 1793 starb, übernahm Schönfeld, der „Hecht im Karpfenteich“ unter den Prager Buchdruckern. „Da er als scharfer und unbarmherziger Konkurrent auftrat, wurde er bitter gehasst“, so Alador Guido Przedak. Gegen ihn wurden, gemäß einem „Brauche der Zeit“, 1785 Broschüren in Prag und Wien veröffentlicht. Schönfeld soll in einem Garten in Smíchov erklärt haben, dass er bald alle Konkurrenten aus dem Feld schlagen werde.

Tatsächlich eignete er sich bereits 1781 die „Prager Postzeitungen“ von den Erben des Verlegers Rosenmüller an und benannte sie in „kaiserl. königl. Prager Oberpostamts-Zeitung“ um. Das Blatt erschien weiterhin am Dienstag und Samstag und hatte mehr Anzeigen. Es gab kurze Leitartikel, politische Berichte nach „amerikanischer Mache“, intelligente Lokalnotizen, nun häufige Korrespondenzen vom Lande sowie Theaternachrichten. „Alles ist munter und witzig geschrieben“, fasst Przedak zusammen.

Allerdings stießen diese Neuerungen auf Widerstand bei den unverändert konservativen Lesern. Redakteur Augustin Zitte, der „das Blatt gegen den Willen der Abonnenten etwas modernisieren wollte, büßte 1781 mit dem Verlust seiner Stellung“, wie der Buchautor erzählt. Denn generell erlaubte man in Prag sehr ungern, dass Zeitungsschreiber „raisonnieren“. Vielmehr sollten sie so schreiben, wie das Wasser ist: ohne Farbe, ohne Geschmack, ohne Geruch.

Neue Konkurrenz
Unter dem Eindruck der Französischen Revolution erwuchs der „Oberpostamts-Zeitung“ und dem „Intelligenzblatt“ im Jahr 1793 plötzlich Konkurrenz: die zweimal pro Woche erscheinende „Prager Neue Zeitung“ eines Wiener Buchhändlers. „Die Kriegsnachrichten sind gut gemacht“, beobachtet Przedak, „merkwürdig schnell hat das Blatt die Nachricht von der Hinrichtung Ludwigs XVI.“ Auf dem Höhepunkt der Ereignisse führte die Redaktion im Juli 1793 gar „Tägliche Nachrichten“ ein. Über Wesentliches, wie die Hinrichtung Marie Antoinettes im Oktober 1793, informierten Extraausgaben.

Schönfeld reagierte darauf, indem er seiner „Oberpostamts-Zeitung“ in den Jahren 1794 und 1795 die Beilage „Kriegsvorfälle“ anfügte. Zudem kam sie, mit einem weiteren Redakteur und neuen Korrespondenten, nun dreimal wöchentlich heraus. Und sie wurde aktueller. „Die Stunde des Erscheinens wurde zu Mittag des Erscheinungstages auf einer Tafel vor der Druckerei angekündigt“, berichtet Przedak.

Ihr Stil blieb jedoch weiterhin gewöhnungsbedürftig. Zu Schillers Tod zwei Wochen zuvor vermerkte die Zeitung am 22. Mai 1805 lakonisch, dass in Weimar „einer der besten Schriftsteller Deutschlands an den Folgen anhaltender Krämpfe mit Tode abgegangen“ sei. Gleichwohl verkündete die „Oberpostamts-Zeitung“ im Juni 1808, dass sie sich den unliebsamen Mitbewerber einverleiben wird – zum einzigen politischen Blatt deutscher Sprache in Böhmen. In diesem Sinne versuchte ein Professor mit Artikeln patriotische Begeisterung gegen Napoleon zu entfachen.

Schon 1800 war die „Oberpostamts-Zeitung“ mit dem „Intelligenzblatt“ vereinigt worden. 1814 nahm sie schließlich den Namen „Prager Zeitung“ an und erschien einige Jahre lang täglich. Ab 1816 wurde sie in einen politischen und nichtpolitischen Teil untergliedert. Carl-Maria von Weber, Operndirektor am Prager Ständetheater, steuerte „dramatisch-musikalische Notizen“ bei.

Schönfeld hatte die Zeitung „für eine Pauschalsumme“ von der Landesregierung gepachtet und musste dafür unentgeltlich meteorologische Beobachtungen der Prager Sternwarte abdrucken. Ebenso die amtlichen Marktpreise für Lebensmittel und die Lottozahlen. Nach 45 Jahren übergab er sie 1825 an den Verlag Gottlieb Haase Söhne.

Ab Neujahr 1864 verpachtete die Regierung die „Prager Zeitung“ nicht mehr, sondern ließ sie selbst zweimal täglich erscheinen. Das Blatt brachte laut Przedak „wirklich Beachtenswertes“, war aber mittlerweile aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden. Deshalb wurde ab 1867 das „Prager Abendblatt“ beigelegt.

Ausgerechnet dieses Blatt „eroberte sich rasch breiten Boden“, vermerkt Przedak. Es war bereits 1870 das meistgelesene deutsch-böhmische Blatt. Die „Prager Zeitung“ hatte sich – wie schon mit der „Bohemia“ (siehe Kasten) – wieder einmal ihre eigene Konkurrenz geschaffen.

In der Nationalbibliothek
Zeugen dieser Vielfalt an deutschsprachigen Zeitungen in Prag bewahrt die Nationalbibliothek auf. Dort findet sich schon aus dem 18. Jahrhundert etwa „Das Pragerblättchen. Ein Tagblatt“ (1785). Die „Prager Sonn- und Donnerstagspost“ wollte knapp ein Jahrhundert später den Markt erobern, sinnvoller erschien aber, 1891 eine „Prager Sonn- und Montagszeitung“ herauszugeben.

In kleinen Karteikästen aus Holz wird auch über Druckerzeugnisse unter den Anfangsbuchstaben „Pra-Q“ informiert. Gelbe Reiter nennen zu Beginn den „Prager Abend“ (ab 1939) und das „Prager Abendblatt“ (ab 1867). Später dann die „kais.-kön. privil. Prager Zeitung“ von 1814 bis 1824 sowie von 1825 bis 1919.

Und unmittelbar davor, mit der Registratur Pb 145: „Prager Zeitung. Unabhängige Wochenschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur.“ Jahrgänge 1992, 1993. Eine freundliche Mitarbeiterin informiert links gegenüber, dass sich die anderen Jahrgänge bereits im Archiv in Hostivař befinden. Und zwar ohne Ausnahme von 1991 bis 2015. Schließlich ist die moderne „Prager Zeitung“ mit ihrer 25-Jährigen Geschichte nun selbst schon ein historisches Produkt.


„Prager Zeitung“ und „Bohemia“
Nachdem der Verlag Gottlieb Haase Söhne die „Prager Zeitung“ 1825 übernommen hatte, entwickelte sich die kulturelle Berichterstattung dank ihres Theater- und Musikrezensenten Professor Anton Müller prächtig. „Um dem beliebten Mann breiteren Raum für seine Ausführungen zu gewähren“, legte die Zeitung ab ­Januar 1828 regelmäßig „Unterhaltungsblätter“ bei. Sie bekamen 1830 den Namen „Bohemia“. Daraus wurde anschließend ein selbständiges Blatt, für das etliche Jahre später auch Egon Erwin Kisch schrieb. Haase bevorzugte zunehmend „Bohemia“ und „Intelligenzblatt“ mit seinen Anzeigen, dagegen enthielt die „Prager Zeitung“ hauptsächlich noch „Ausschnitte aus einigen fremden Zeitungen“ sowie eine „Liste der Angekommenen und Abgehenden“. Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vernachlässigte Haases Verlag redaktionell die „Prager Zeitung“, weil sie stets kurzfristig weiterverpachtet werden konnte und legte mehr Augenmerk auf sein Eigentum „Bohemia“. Trotzdem war die „Prager Zeitung“ für Przedak unter den politischen Verhältnissen mit Vorzensur und von Verlag zu Verlag wechselnden Redaktionen damals die „einzige politische Tageszeitung in Böhmen von Wichtigkeit“. Als aber auch die „Bohemia“ 1852 zu einem politischen Blatt wurde, musste die „Prager Zeitung“ sie „gegen Fährlichkeiten von obenher“ decken. Dass diese Abspaltung aus dem Gedächtnis verschwand und sogar zu einem Konkurrenten wurde, ärgerte die Redakteure der „Prager Zeitung“ maßlos. Schon 1847 bemerkte einer in einem polemischen Kommentar, dass es sich bei der „Bohemia“ um nichts anderes handelt als „um Fleisch von meinem Fleische und Bein von meinem Bein“.

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