Der Traum vom Holzhaus

Der Traum vom Holzhaus

Etwa jedes zehnte Eigenheim besteht überwiegend aus Holz – Tendenz steigend

19. 2. 2014 - Text: Friedrich GoedekingText: Gerit Schulze; Foto: kobus-haus

Noch vor rund zehn Jahren spielten Holzfertighäuser kaum eine Rolle in Tschechien. Jährlich wurden damals nur ungefähr 300 solche Objekte errichtet. Das hat sich geändert. Inzwischen ist etwa jedes zehnte Eigenheim ein Holzfertighaus, und der Anteil wächst weiter.

Die Nachfrage nach den Fertighäusern erstaunt, denn seit langem sinkt in Tschechien die Zahl der fertiggestellten Einfamilienhäuser. Mit weniger als 15.500 neu gebauten Objekten wurde 2013 ein Siebenjahrestief erreicht. Ein Aufschwung ist nicht in Sicht, wie ein Blick auf die Baustarts zeigt. Das Statistikamt verzeichnete im Vorjahr nur 12.490 Spatenstiche für neue Eigenheime, gut 13 Prozent weniger als 2012.

Dagegen werden zunehmend mehr Fertighäuser errichtet. Mit rund 1.700 neuen Objekten wurde 2013 nach Schätzung des Branchenverbands ADMD ein Rekord aufgestellt. Für 2014 erwartet der Verbandsvorsitzende Vratislav Blaha einen Zuwachs um rund zehn Prozent. „Das Verbrauchervertrauen verbessert sich und die Leute blicken wieder optimistischer in die Zukunft“, begründet er die positiven Aussichten. Nach Blahas Angaben ist erst jedes zehnte Eigenheim in Tschechien ein Holzfertighaus. In Österreich dagegen liege der Anteil bei über 30 Prozent.

Bislang wissen Bauherren in Tschechien noch zu wenig von den Vorteilen der Fertighäuser. Der zuständige Verband ADMD versucht daher, mehr Lobbyarbeit für das Produkt zu machen. Zu den Vorteilen zählt er die Energieeigenschaften, die zertifizierten Materialien, die schnelle Bauzeit und den günstigen Preis. „Inklusive Innenausbau ist so ein Haus ab Fundament in drei Wochen schlüsselfertig“, erklärt Blaha. Die Trockenbau-Technologie erlaube Bauarbeiten auch im Winter. Ein Problem in der Vergangenheit war, dass die Banken Fertighäuser bei Hypothekenkrediten nicht als gleichwertige Sicherheit anerkannten wie massive Gebäude. Inzwischen bieten aber auch böhmische und mährische Finanzinstitute spezielle Baukredite und andere Produkte für solche Immobilien.

Ruhiger Binnenmarkt
Tschechien ist bereits seit vielen Jahren ein wichtiger Standort für die Produktion von Fertighäusern oder Komponenten. Größter Hersteller ist RD Rýmařov aus Mährisch-Schlesien. In den Werkhallen dort entstehen jährlich Elemente für bis zu 500 Häuser. Mit der österreichischen ELK oder den deutschen Anbietern Haas und Okal sind aber auch große westliche Hersteller mit eigenen Fabriken vertreten.

Davon profitieren auch deutsche Zulieferer für die Fertighausbranche. Zu ihnen gehört der bayerische Holzverarbeiter Ladenburger. Das Unternehmen liefert Konstruktionsvollholz, Decken- und Dielenelemente oder Fassadendämmung an die Hersteller von Fertighäusern. „Der tschechische Markt ist dabei vor allem interessant wegen der vielen Produzenten, die hier für den Export fertigen“, erklärte Christian Ebert, Exportmanager bei Ladenburger am Rande der Fachmesse „Dřevostavby“ in Prag. Den Binnenmarkt schätzt er aktuell eher ruhiger ein. Dafür sei der Preiskampf nicht so intensiv wie in Österreich, so Ebert.

Der deutsche Fertighausspezialist Haas produziert an seinem westböhmischen Standort Chanovice pro Jahr zwischen 200 und 250 Häuser. Zum Portfolio gehören nicht nur Wohngebäude sondern auch landwirtschaftliche Objekte, Sportanlagen wie Reithallen oder Industrieflächen. Nur 15 Kilometer entfernt im Ort Horažďovice hat Wettbewerber Atrium seinen Sitz. Das Unternehmen verkauft rund 80 Fertighäuser pro Jahr und wurde ursprünglich gegründet, um solche Objekte nach Deutschland zu verkaufen.

Inzwischen wächst aber auch das Inlandsgeschäft und erreicht allmählich nennenswerte Größenordnungen. Der tschechische Haas-Geschäftsführer Ladislav Kameník beobachtet eine steigende Nachfrage nach Holzfertighäusern und erwartet für 2014 bessere Verkaufszahlen als im Vorjahr. Der Manager verweist jedoch auf die Vielzahl kleinerer Konkurrenten, die Holzhäuser zu Billigpreisen anbieten. Auf der Messe „Dřevostavby“ warben einige Hersteller mit Objekten ab 1 Million Kronen (rund 36.000 Euro). „Das ist nur mit Abstrichen bei der Qualität möglich“, so Kameník. Nach seinen Angaben kostet ein höherwertiges Fertighaus in Tschechien mit 100 Quadratmetern Wohnfläche ohne Bodenplatte umgerechnet ab 100.000 Euro. Wichtigste Absatzregion sei Prag mit dem Umlandbezirk Mittelböhmen.

Messen erleichtern Markteinstieg
Die positive Entwicklung der Branche drückte sich auch bei der jüngsten Fachmesse „Dřevostavby“ Anfang Februar in Prag-Holešovice aus. Dort hatten sich 130 Firmen präsentiert und damit acht Prozent mehr als im Vorjahr. Eine weitere Gelegenheit, den Markt zu erkunden und eigene Produkte vorzustellen, bietet die Internationale Baumesse IBF in Brünn, in deren Rahmen auch die „Dřevo a stavby“ mit dem Schwerpunktthema Holzbauweise gehört (23. bis 26. April, www.bvv.cz/de/dsb). Im Herbst findet in Prag dann die Messe „For Wood“ statt (16. bis 20. September, www.for-wood.cz/2014)

Die Fachzeitschrift „Dřevo & Stavby“ („Holz & Bau)“ gibt jährlich einen Katalog der Hersteller und Zulieferer von Holzfertighäusern heraus. Die Publikation eignet sich als Plattform, neue Produkte und Lösungen zu präsentieren. In der diesjährigen Ausgabe sind rund 90 Firmen vertreten, die auf der Internetseite www.drevoastavby.cz/online/adresar2014 aufgelistet sind.  

(Quelle: Germany Trade & Invest)