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Tschechiens Biathletinnen überzeugen in Oberhof – Vítková mit Premierensieg
14. 1. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Fischer Sports
Es scheint, als würde die 26-jährige Veronika Vítková missliche Wettkampfbedingungen ganz besonders mögen. Im von Nebel, Sturm und Dauerregen geplagten Oberhof hat die Biathletin ihre bisher beste Weltcup-Woche bestritten. Am Mittwoch gewann sie mit ihren Teamkolleginnen zunächst den Staffelwettbewerb, bevor sie zwei Tage später im Sprint ihren ersten Weltcup-Sieg errang. Am Sonntag lief Vítková erneut zu Hochform auf und belegte im Massenstart-Rennen hinter der dreifachen Olympiasiegerin Darja Domratschewa aus Weißrussland den hervorragenden zweiten Platz. Gabriela Soukalová rundete das gute Ergebnis der Damen mit den Rängen sechs und zehn in den beiden Einzelrennen ab. Vítková rückte dank ihrer Podiumsplätze auf den fünften Rang im Gesamtweltcup vor.
17 Jahre mussten die tschechischen Damen auf einen Staffel-Weltcupsieg warten, ehe Eva Puskarčíková, Gabriela Soukalová, Jitka Landová und Veronika Vítková ihren Trainer Zdeněk Vítek zu Lobeshymnen hinrissen. „Das war eine fantastische Teamleistung. Alle haben Hervorragendes vollbracht, ich bin sehr glücklich und vor allem aufgeregt.“ Nachdem die zweite tschechische Läuferin und Teamleaderin Soukalová trotz Fehlern am Schießstand und eines gebrochenen Stocks die Nerven behielt, übergab sie an sechster Position liegend an Landová. Diese arbeitete sich sensationell auf Rang drei vor, der von einer entfesselten Veronika Vítková genutzt wurde, um den historischen Sieg sicherzustellen. Nur knapp neun Sekunden nach ihr folgten die Französinnen mit Schlussläuferin Anais Bescond auf Rang zwei. Die Weißrussinnen, die im Ziel über eine Minute Rückstand hatten, vervollständigten das Siegerpodest.
Das Sprint-Rennen am Freitag fand unter besonders widrigen Bedingungen statt. Der Wind fegte in heftigen Böen über die Anlage, was das Schießen besonders im Stehen zur Lotterie machte. So unterliefen der späteren Siegerin Vítková sowohl liegend als auch stehend jeweils ein Fehler. „Dass ich trotz zweier Strafrunden gewinne, hätte ich nie erwartet“, gab die Athletin aus Vrchlabí im Riesengebirge nach dem Zieleinlauf zu Protokoll. „Der Trainer gab mir den Rat, mich auf meine Stärken im Laufen zu konzentrieren“. Eine simple Anweisung, die ihre Wirkung nicht verfehlte und die Vítková eindrücklich beherzigte. Ihre beiden Verfolgerinnen Dorothea Wierer und Nicole Gontier aus Italien erlaubten sich zwar nur einen beziehungsweise keinen Fehlschuss, doch gehören sie nicht zu den stärksten Läuferinnen im Feld.
„Alles lief perfekt, mir fehlen die Worte. Und dass ich diesen Sieg auch noch unter den Augen meines Vaters feiern darf, ist einfach wunderbar“, zog Vítková nach der Siegerehrung mit Freudentränen Bilanz. Keine 48 Stunden später bestätigte sie ihren Premierensieg. Wieder stürmte es in Oberhof, und der viele Neuschnee im Thüringer Wald erforderte noch mehr Energie auf der hügeligen Laufstrecke. Vítková zeigte ihre Klasse und kämpfte sich zum insgesamt sechsten Mal in ihrer Karriere auf das Podest. Nur die Dominatorin des vergangenen Winters Domratschewa war rund 15 Sekunden schneller.
Bei den Männern landete lediglich Michal Šlesingr unter den Top Ten. Im Massenstart-Rennen belegte der 31-Jährige Rang fünf. Gewinner beider Einzelrennen war der französische Ausnahmekönner Martin Fourcade.
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