Das Tor zum Böhmischen Karst

Das Tor zum Böhmischen Karst

Die alte Königsstadt Beroun ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Prager Tagestouristen

9. 1. 2014 - Text: Christoph LaakText: cl/sw; Foto: Patrik Paprika

Sie liegt nur 30 Kilometer westlich der Hauptstadt und ist mit Zug oder Auto in weniger als einer halben Stunde erreicht: die alte Königsstadt Beroun. Von hier aus kann man wunderbare Wandertouren in den Böhmischen Karst (Český kras) unternehmen. Dieser zählt zu den größten Kalksandsteingebieten Tschechiens und als einzigartige Fels- und Hügellandschaft zu den von der UNESCO geschützten Biosphärenreservaten. Am nordwestlichen Ende des Gebietes schmiegt sich der rund 20.000 Einwohner zählende Ort an den Zusammenschluss der beiden Flüsse Litavka und Berounka. Auch wenn Beroun selbst nicht zum Reservat gehört, einen kurzen Besuch ist das kleine Städtchen allemal wert.

Die erste urkundliche Erwähnung erfuhr der Ort, der eher einer Bauernsiedlung mit einem kleinen Markt gleichkam, im Jahr 1088. Bis 1295 entstand dann auf einer Halbinsel eine befestigte Stadt, die auch von vielen deutschen Kaufleuten bewohnt wurde. Bald darauf erhielt Beroun den Status einer Königsstadt. Die außergewöhnliche Stellung brachte das Privileg mit sich, ähnlich wie die Reichsstädte eine gewisse Autonomie zu besitzen und allein der böhmischen Krone Untertan zu sein. Manch Handel treibendem Bürger bescherte dies wiederum ansehnlichen Ruhm. Daher stammen aus dieser Zeit auch einige sehenswerte Bauwerke. Von den einst 37 Türmen der mittelalterlichen Befestigungsanlagen sind heute jedoch nur noch zwei erhalten: das gotische Prager Tor und das wenig später im Barock renovierte Pilsener Tor. Auch ein kleiner Teil der Stadtmauer ist noch zu bewundern und umgibt die seit 1992 denkmalgeschützte Altstadt.

Provinzieller Charme
Von den zahlreichen Bauten aus dem 17. und 18 Jahrhundert sticht vor allem das 1903 im neo-barocken Stil renovierte Rathaus hervor.

Kunsthistorisch von nicht minderer Bedeutung ist die St.-Jakobskirche. Sie wurde im 13. Jahrhundert errichtet, im 30-jährigen Krieg fast vollständig zerstört und unmittelbar danach wieder aufgebaut. Der Sakralbau zeichnet sich vor allem auch aufgrund dieser wechselvollen Geschichte als spannender Epochen-Mix aus: Fundamente aus der Romanik, neogotisches Kreuzgewölbe, Rokoko-Altäre – für Liebhaber von Kirchenbauten ein wahrer Schatz.

Eine große und althergebrachte Tradition pflegt das Berouner Töpferhandwerk. Alljährlich findet im September ein großer Töpfermarkt statt, zu dem auch ein vielseitiges Rahmenprogramm gehört. In Sachen Kultur merkt man der Gemeinde allerdings an, dass die Millionenmetropole Prag nah ist. Ein ausgiebiges Café-, Bar- oder Ausgehangebot findet man hier nicht. Die Königsstadt überzeugt durch ihren provinziellen Charme und die Tatsache, dass der Böhmische Karst in unmittelbarer Nähe liegt. Als Tor zu diesem beherbergt Beroun im Museum am Marktplatz immerhin eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Sammlung an Gesteinen.

Wer nach einem Besuch der Stadt nicht nur an den wunderschönen Wander- und Spazierwegen durch die sanfte Hügellandschaft sowie entlang der Berounka interessiert ist, findet schnell den Weg zu einer der beiden Hauptattraktionen der Region. Nur wenige Kilometer nördlich der Stadt befindet sich die Burg Křivoklát. Das Gebiet rund um das nationale Kulturdenkmal ist bekannt für seine artenreiche Fauna. Das üppig vorhandene Hirsch-, Dam- und Schwarzwild machte die Gegend jahrhundertelang zu einem beliebten Jagdrevier für böhmische Könige. Das war auch einer der Gründe, warum die Region bis heute nur recht dünn besiedelt ist und sich ihre Unberührtheit erhalten hat. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts begann der Bau der noch heute existierenden Burg. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt sie jedoch erst im 19. Jahrhundert, als sie vom Hause Fürstenberg im Zeitgeist von Romantik und Historismus restauriert wurde.

Abenteuer in den Tiefen
Ein weiteres kulturhistorisches Highlight erwartet die Besucher rund zehn Kilometer weiter flussabwärts: 1348 von Karl IV. gegründet, zählt die Burg Karlštejn zu den wichtigsten tschechischen Kulturdenkmälern überhaupt. Die prächtige Anlage diente als Aufbewahrungsort für königliche Schätze oder heilige Reliquien, so auch eine Zeit lang für die Reichskleinodien unter den Luxemburger Kaisern (1355 bis 1421). Wahrzeichen der Burg ist ihr großer Turm oder Burgfried, der sich über einem 25 mal 17 Meter fassenden Grundriss erhebt und schon von Weitem zu erkennen ist.

Wer lieber ein Abenteuer in den Tiefen der Gesteine als in den von Menschenhand erschaffenen Residenzen sucht, sollte sich um eine Höhlenführung bemühen. Allerdings werden diese erst ab April wieder angeboten (mehr unter www.cesky-kras.cz). Der Einstieg befindet sich nur wenige Kilometer südöstlich von Beroun bei Koněprusy.

Beroun, der Böhmische Karst und seine Burgen sorgen zu jeder Jahreszeit bei Naturfreunden, Spaziergängern, Wanderern oder kunsthistorisch Interessierten für Abwechslung. Das Beste: Von Prag aus ist dies alles bequem in einen Tagesausflug zu schaffen. Wer sich mehr Zeit nehmen will, dem bleiben vor allem in Beroun einige Möglichkeiten, ein passendes Hotelzimmer in den unterschiedlichsten Preis-Kategorien zu finden (siehe Kasten).

 

 

Hotels in Beroun

Na Ostrově
An der Mündung der Flüsse Berounka und Litavka gelegen,
ist die Altstadt zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen.
Einzel- und Doppelzimmer ab 25 Euro
www.naostrove.cz

Beroun Golf Resort
Die Golf-Anlage liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums, punktet aber mit dem angrenzenden 18er-Platz und dem hoteleigenen Wellnesscenter.
Einzelzimmer ab 64 Euro, Doppelzimmer ab 80 Euro
www.golfberoun.cz

Hotel Verona Mea
Das erst 2007 renovierte Hotel überzeugt durch seine Lage im Herzen der Stadt.
Einzelzimmer ab 28 Euro, Doppelzimmer ab 39 Euro
www.veronamea.cz

Penzion Domino
Die vor kurzem eröffnete Pension liegt in der Nähe des Stadtzentrums und bietet günstige Preise.
Einzelzimmer ab 22 Euro, Doppelzimmer ab 35 Euro (inklusive Frühstück)
www.penzion-domino.cz