Das Auge riecht mit

Das Auge riecht mit

Handgemachte Seife ist gefragt – aus Nordböhmen wird sie bis nach Hongkong geliefert

13. 1. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Mýdlárna Nostalgie

Es klingt wie ein Rezept für Käse. „Am längsten dauert die Reifung“, sagt Klára Šafránková. Fett und Kräuter, einen großen Topf, Formen und eine gute Idee brauche man – und ätherische Öle. Letztere sind im Käse wohl nicht zu finden, dafür aber in Šafránkovás handgemachten Seifen.

Gestreift oder mit Lavendelblüten, in Herzform oder mit eingearbeiteten Initialen: Ein Stück Seife ist für manche längst mehr als ein Mittel zum Händewaschen. Aus dem Hygiene­artikel werden immer öfter kleine Kunstwerke, die das Bad schmücken oder als Geschenk gekauft werden. In Tschechien steigt seit einigen Jahren die Nachfrage nach aufwendig hergestellter Naturseife.

Klára Šafránková gründete 2014 im nordböhmischen Česká Kamenice, einer Stadt mit etwa 5.000 Einwohnern nahe Děčín, eine eigene Firma zur Seifenproduktion. „Davor habe ich nur versucht, kleine Würfel aus Seife herzustellen, um meine Hände zu beruhigen, die bei meiner früheren Arbeit übermäßig viel mit Flüssigseife und Desinfektions­mittel in Kontakt kamen“, erinnert sich die Unternehmerin. Doch plötzlich habe sich die ganze Familie dafür interessiert, „und schließlich sogar mein Mann“.  

Mittlerweile waschen sich nicht mehr nur Freunde und Verwandte mit der Seife aus Nordböhmen. Die „Mýdlárna Šafrán“, so der Firmenname, hat auch schon einen Auftrag aus Hongkong an Land gezogen. Massenproduktion kommt für Zdeněk Šafránek aber nicht in Frage. „Seife braucht auch eine Seele und wir wollen weiterhin auf Qualität achten.“

In der Manufaktur werden noch immer meist Würfel gefertigt; sie gehe aber auch auf die Wünsche der Kunden ein, erklärt Šafránková. Die Formen und die Beschaffenheit der Oberfläche seien variabel. Die Unternehmerin erkennt im Seifengeschäft sogar eine Parallele zur Modebranche. Die Ansprüche richteten sich nach den persönlichen Vorlieben, aber auch danach, welche Kräuter und Öle gerade in Mode seien. In diesem Winter sei zum Beispiel der Duft nach Kaffee und Hanf gefragt, außerdem Honig, Ringelblume, Olive und Zimt.

Bis aus den Zutaten ein fertiges Produkt wird, braucht Šafránková vor allem Geduld. „Man muss die Seife heranreifen lassen, regelmäßig rühren und die Ränder abschneiden. Kurz –  man muss sich gut um sie kümmern.“