Brückenbauer am Jungmannplatz

Brückenbauer am Jungmannplatz

Das Österreichische Kulturforum in Prag feiert sein 20-jähriges Bestehen

25. 9. 2013 - Text: Stefan WelzelText: sw; Foto: ÖKF

Österreich ist nicht nur eine reiche Kulturnation, sondern auch ein Land mit einer vielseitigen und komplexen politischen Geschichte. In diesem Spannungsfeld verortet die Alpenrepublik auch ihr Kulturkonzept für das Ausland, liegen die geographischen Schwerpunkte doch hauptsächlich im Donauraum, in der Schwarzmeerregion und im Westbalkan. Teil des freundschaftlichen Kulturaustauschs der ehemaligen europäischen Großmacht und seiner Nachbarländer ist seit 20 Jahren auch das Österreichische Kulturforum in Prag (ÖKF), das am 1. Juli 1993 als Österreichisches Kulturinstitut seinen Betrieb aufnahm.

Am 27. September begeht man diesen Anlass mit einer Festveranstaltung, bei der unter anderem Tschechiens Ex-Außenminister und Präsidentschaftskandidat Karel Schwarzenberg (TOP 09) einer öffentlichen Diskussion beiwohnen wird. Außerdem warten kulturelle Leckerbissen wie ein Konzert der Band „5/8erl in Ehr’n“ sowie eine Ausstellung zum Jubiläum auf den Besucher.

Seit 1996 residiert das Kulturforum am Neustädter Jungmannplatz. Vor allem seit seinem Umzug in die großzügigen Räumlichkeiten bescherte das Forum der tschechischen Kulturlandschaft zahlreiche Beiträge in den Bereichen Bildende Kunst, Architektur, Musik, Film, Wissenschaft, Literatur oder Theater. Seit Dezember 2011 leitet Natascha Grilj das Kulturforum. Als ihre persönlichen Höhepunkte nennt sie unter anderem die Ausstellungen zu Werk und Wirken der jüdischen Fotografin Gerti Deutsch sowie des Architekten Adolf Loos, betont aber auch, dass „es unser Bestreben ist, in dieser schönen und zentral gelegenen Galerie weiterhin ein attraktives und interessantes Ausstellungsprogramm für ein breites Publikum zu bieten“.

Nun soll eine Schau zu 20 Jahren ÖKF das Publikum in die Gemäuer locken. Dabei richtet sich der Fokus des Forums keineswegs nur auf die Hauptstadt Prag. Man möchte mit den unterschiedlichsten Projekten auch in anderen Städten und Landesteilen präsent sein. Verschiedene Institutionen in Brünn, Pilsen, Ústí nad Labem, Olomouc oder České Budějovice gehören zu den Partnern des ÖKF. So strebt man in Zukunft unter anderem auch eine Zusammenarbeit mit  Pilsen, der Europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2015, an.

2014 wird ein besonderer Fokus auf den 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges gelegt. „Dieser Frage wollen wir uns in erster Linie von künstlerischer und pazifistischer Seite her nähern. Zum Beispiel möchten wir die berühmte Prager Pazifistin, Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner in den Mittelpunkt stellen“, so Grilj. Die Beziehung der Nachbarn ist von einer problematischen Geschichte geprägt. In Tschechien hinterließen 300 Jahre österreichische Fremdherrschaft einige Spuren, die in so mancher Hinsicht nicht nur positiv konnotiert sind. Auf negative Resonanzen stieß Grilj in ihrer bisherigen Amtszeit allerdings nie: „Geschichtsbezogene Animositäten spüre ich nicht. Und die Jugend, die zu unserer Hauptzielgruppe gehört, interessiert sich hauptsächlich für Kooperationen, für den Dialog, für die Zukunft.“

Nicht zuletzt deswegen sieht sich das Forum nicht nur als reiner Vermittler österreichischen Kulturschaffens in Tschechien, sondern als vielseitige und Brücken bauende Institution zwischen zwei freundschaftlich verbundenen Nationen. „Wir weisen vor allem auf unsere vielen positiven Gemeinsamkeiten hin, auf außerordentliche Persönlichkeiten der Literatur, der Kunst, der Wissenschaft. Und wir setzen auf eine konstruktive Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte“, erläutert Grilj den historischen Aspekt ihrer Tätigkeit.

Doch im Wesentlichen richte man den Blick in die Zukunft. „Es wurde bereits viel getan, aber es bleibt immer noch viel zu tun“, blickt Grilj tatenfreudig nach vorne.

Mehr Informationen zum 20-jährigen Jubiläum des Österreichischen Kulturforums unter www.oekfprag.at