Alternative für Arbeitsplätze
Die Regierung unterstützt Pläne für eine neue Uran-Grube in der Region Vysočina
2. 4. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Ben Skála/Benfoto
In Tschechien könnte ein neues Uranbergwerk entstehen. Da das Vorkommen in der einzigen noch aktiven Grube bei Rožná in der Region Vysočina nur noch wenige Jahre ausreichen wird, will der Staatsbetrieb Diamo eine weitere Fundstelle für den Abbau vorbereiten. Sie liegt etwa 40 Kilometer westlich, nahe der Ortschaft Brzkov, und könnte den Uranabbau für weitere 16 Jahre sichern. Premierminister Bohuslav Sobotka (ČSSD) bekundete am Montag seine Unterstützung für die Pläne des Unternehmens, das den Abbau von Uran, Erz und Kohle sowie die Produktion von angereichertem Uran für Kernkraft zu seinen Geschäftsfeldern zählt. Bei einem Besuch der Urangrube in Rožná erklärte Sobotka, die Regierung werde in einigen Monaten darüber entscheiden, ob ein möglicher Abbau bei Brzkov vorbereitet werden soll. Die Vorarbeiten würden dort sechs bis sieben Jahre dauern, danach könnte der Abbau 16 Jahre lang Hunderte Bergarbeiter beschäftigen.
Die Region um den bisherigen Abbauort bei Bystřice nad Perštejnem muss sich Sobotka zufolge auf die nahende Schließung der Uran-Grube „Geam“ in Rožná vorbereiten. Sie gehört mit 950 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern der Region. „Ich sehe den Abbau in Brzkov als realistische Alternative für die Schaffung von Arbeitsplätzen“, sagte der Premierminister. Für die Uran-Förderung müsse eine Technologie gefunden werden, welche die Natur so wenig wie möglich belaste.
„Sicherlich negativ“
Zum Plan der Regierung sollen auch die betroffenen Gemeinden und Kreise befragt werden. „Wenn keine grundsätzlichen Gegenargumente auftauchen, dann glaube ich, dass die Regierung den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region und die Möglichkeit, den Uranabbau fortzusetzen, unterstützen sollte“, so Sobotka. In der Umgebung von Brzkov wurde in den Jahren 1976 bis 1990 nach Erz gesucht. Der stellvertretende Bürgermeister von Brzkov, Aleš Bořil, erklärte jedoch am Montag, er habe von den Abbau-Plänen für seine Gemeinde nichts gewusst. „Aber die Bewohner werden dem sicherlich negativ gegenüberstehen“, sagte Bořil. Brzkov zählt etwa 280 Einwohner. Der Bürgermeister des Nachbarorts Přibyslav, Jan Štefáček, wollte über die Reaktion der Anwohner nicht spekulieren. Er erinnerte jedoch daran, dass die örtliche Verwaltung vor einigen Jahren die Pläne der australischen Firma Uran Limited abgelehnt hatte, die ebenfalls Uran in der Gegend abbauen wollte.
Die Grube in Rožná ist der letzte Uranabbau-Standort in Tschechien. Uranerz wird dort seit mehr als einem halben Jahrhundert gefördert und sollte noch vier bis fünf Jahre abgebaut werden. „In der Zwischenzeit versuchen wir, den Abbau an der Fundstätte Brzkov vorzubereiten“, sagte Tomáš Rychtařík, Leiter des Staatsbetriebs Diamo. Die Uranvorräte in Brzkov werden derzeit auf etwa 3.000 Tonnen geschätzt. Die chemische Behandlung des hier abgebauten Urans könnte Rychtařík zufolge am bisherigen Standort bei Rožná stattfinden, wohin das Uran mit dem Zug gebracht würde. Daher werde der Bau einer neuen Eisenbahnteilstrecke in Erwägung gezogen. Denn eine neue Anlage zu errichten, sei ein „riesengroßes Problem“ und am Standort Brzkov kaum vorstellbar, so der Diamo-Chef. Sein Unternehmen arbeitet derzeit eine erste Machbarkeitsstudie für den potenziellen Standort aus. (ca/čtk)
Uranabbau in Tschechien
Schon seit dem 19. Jahrhundert wird in Tschechien Uran abgebaut. Zu Beginn wurde es hauptsächlich als Farbstoff für die Glas- und Keramikindustrie verwendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der Abbau zu. Uran wurde nun für die Produktion von Atomwaffen sowie für die Nutzung der Kernenergie benötigt. Für die Arbeit in den Uranbergwerken wurden ab Ende der fünfziger Jahre oft politische Gefangene eingesetzt, von denen viele starben oder lebenslange gesundheitliche Beeinträchtigungen erfuhren. Auch auf die Umwelt wurde in den Abbaugebieten wenig Rücksicht genommen, worunter einige Landschaften bis heute leiden. Derzeit wird Uran nur noch in Rožná gefördert, und auch hier mit rückläufiger Tendenz: Im Jahr 2009 waren es noch 242 Tonnen, 2013 wurden 190 Tonnen abgebaut und in diesem Jahr sollen es 170 werden.
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