Das Land der billigen Papageien

Das Land der billigen Papageien

Steigende Exporte: Exotische Vögel aus Tschechien werden im Ausland immer beliebter

21. 9. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ

Sie haben Federn, können sprechen – und sind nicht unbedingt das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an tschechische Exportschlager denkt. Papageien aus heimischer Züchtung können gewiss nicht mit Autoteilen oder Bier mithalten, wenn es um das Exportvolumen geht. Doch der Trend geht bei den gefiederten Tieren deutlich nach oben. Allein im vergangenen Jahr wurden laut Tschechischem Statistikamt Papa­geien im Wert von 75 Millionen Kronen (2,8 Millionen Euro) ausgeführt. Die Einfuhren beliefen sich dagegen auf nur eine halbe Million Kronen.

Jan Potůček ist Sprecher der „Exota“, der Ausstellung exotischer Vögel in Olomouc. Er sagt, Tschechien exportiere vor allem Wellensittiche und andere kleinere und vergleichsweise billige Papageienarten. Es gebe hierzulande einige Großhändler, die bei Vogelbörsen die Tiere aufkauften, die die Züchter dort nicht loswürden. Im Ausland bekämen sie dafür mitunter ein Vielfaches des Einkaufspreises.

Tschechische Papageien sind vor allem bei Kunden in Italien, den Niederlanden und in Südosteuropa gefragt. Manche Tiere fänden auch in Staaten außerhalb der Europäischen Union ein Zuhause, so Potůček, obwohl der Export in Drittstaaten mehrere Genehmigungen erfordere. „In den vergangenen Jahren wurden viele Papageien in die Ukraine geliefert, aber auch nach Russland und in weitere ehemalige Sowjetstaaten.“ Aus den Daten des Tschechischen Statistik­amtes geht hervor, dass im Jahr 2015 noch eine Reihe anderer Länder hinzukam. Ein beträchtlicher Teil der Vögel fand Abnehmer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Irak, in Kuwait, Katar und der Türkei.

Potůček schätzt, dass sich etwa 1.000 Tschechen in Vollzeit der Papageienzucht widmen, bei den meisten dürfte sie aber nicht die Haupteinnahmequelle sein. „Die Zahl der Züchter sinkt, jedoch werden es immer mehr, die besonders seltene und teure Vögel aufziehen.“ Auf Wellen­sittiche und andere geläufigere Arten spezialisierten sich immer weniger Vogelfreunde.

Günstige Wellensittiche
In den Wohnungen und Häusern hierzulande leben längst nicht mehr so viele Vögle wie früher, als fast jede Familie einen Wellen­sittich hatte. Diese sind aus der Mode gekommen, für die Züchter ist es schwieriger geworden, sie im Inland zu vertreiben. „Sie landen bei Händlern, die sie in großen Mengen ins Ausland exportieren“, sagt Potůček. Zugleich wächst seinen Worten zufolge in Tschechien das Interesse an der Zucht wertvoller Arten. Immer mehr Menschen können es sich mittlerweile leisten, zum Beispiel für ein Hyazinth-Ara-Paar 600.000 Kronen auszugeben. Das sind umgerechnet gut 22.000 Euro.

Wer ein gefiedertes Haustier anschaffen möchte, muss aber nicht unbedingt so viel inves­tieren, denn die Preis­unterschiede sind bei Papageien gewaltig. Die günstigsten Zwergpapageien gibt es bereits für 50 bis 80 Kronen pro Tier, also weniger als drei Euro. „Häufige Arten kosten ein paar hundert, maximal ein paar tausend Kronen“, sagt Potůček. Für den beliebten Graupapagei müssen Vogelfreunde im Durchschnitt 13.000 Kronen bezahlen, für einen Gelbbrustara rund 25.000 Kronen und für einen Weißhauben­kakadu etwa 30.000 Kronen.

Zuhause halten die Tschechen vor allem Zwergpapageien, Nymphen- und Rosellasittiche. Unter größeren Tieren sei mit Abstand der Graupapagei am beliebtesten, so Potůček. Er schätzt, dass davon im ganzen Land derzeit mehr als 10.000 Exemplare gehalten werden. Das Interesse wachse auch an den großen Aras. Deren Zucht sei jedoch aufwendiger und kaum jemand könne ihnen hierzulande ein geeignetes Umfeld bieten.