Verluste in Nicaragua

Verluste in Nicaragua

Tschechien versucht sich seit zehn Jahren vergeblich im Anbau von Teakholz. Jetzt soll die Plantage verkauft werden

27. 4. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ

Alle Hoffnungen ruhen auf einem Mann namens Samuel Santos López. Der Außen­minister von Nicaragua war in der vergangenen Woche in Tschechien zu Gast. Besonders willkommen dürfte er in Hradec Králové gewesen sein. Dort erwarteten Vertreter des staatlichen Forstbetriebs Lesy ČR den Besuch aus Zentralamerika, um mit ihm über die Zukunft der verlustreichen tschechischen Plantage in seiner Heimat zu verhandeln.
Teakholz aus tschechischen Staatsforsten – das hörte sich gut an für die Verantwortlichen, als sie vor zehn Jahren die Idee hatten, eine eigene Plantage aufzubauen. Hierzulande konnte sie jedoch nicht entstehen, denn der ursprünglich in den Monsunwäldern Süd- und Südostasiens beheimatete Teakbaum fühlt sich weder im Riesengebirge noch im Böhmerwald wohl.

Die Lösung war Nicaragua. Auf einem 200 Hektar großen Grundstück – der Fläche von fast 300 Fußballfeldern – entstand eine Plantage, die zur Hälfte den Staatsforsten gehört, und zwar über eine Beteiligung an der Firma H.F.C. aus Hradec Králové. Deren Miteigentümer ist seit 2000 Lesy ČR. Hauptvermögen des Unternehmens ist das Hotel U Královny Elišky im historischen Zentrum der ostböhmischen Stadt. Die restlichen Anteile gehören der Baufirma Fato invest, die ebenfalls in Hradec Králové ihren Sitz hat.

Die Anlage in Nicaragua hat den Investoren bisher keine einzige Krone Gewinn gebracht. Insgesamt sind Kosten in Höhe von rund 20 Millionen Kronen (740.000 Euro) entstanden. Die neue Führung des staatlichen Forstbetriebs, die seit zwei Jahren im Amt ist, will nun das gesamte Grundstück der Plantage einschließlich Gebäude veräußern. „Dass die Rendite ungewiss ist, aber auch dass die Anlage so weit entfernt ist und wir uns nicht genug in der Umgebung und mit dem Anbau von Teakholz auskennen, hat zu dem Plan geführt, die Plantage zu verkaufen“, sagte General­direktor Daniel Szórád.

Samuel Santos López hat nun seine Unterstützung zugesagt. Der Außenminister will den Tschechen bei der Suche nach einem geeigneten Investor helfen. Außerdem wolle er dazu beitragen, das Problem mit den Abfällen zu lösen, die von der kommunalen Mülldeponie unweit der Plantage angeschwemmt werden, so Lesy-Sprecherin Eva Jouklová.

Ursprüngliches Ziel des Vorhabens war es, Teakholz an Möbelhersteller in Zentralamerika zu liefern. Daraus ist jedoch bisher nichts geworden. Es stellte sich heraus, dass die geschätzten Erträge völlig unrealistisch waren. Probleme bereiteten angeblich der Standort der Plantage und die ungünstige Art des Anbaus. Szórád bezeichnete das Projekt deswegen bereits früher als „abenteuerlich und nicht ausreichend vorbereitet“.
In der Vergangenheit haben die Verantwortlichen auch darüber nachgedacht, die Anlage in Nicaragua zu Lehr- und Forschungszwecken an die Brünner Mendel-Universität zu übergeben. Diese hatte sich zeitweise an dem Projekt beteiligt, eine Übernahme jedoch abgelehnt.