Sorge um Zulieferer

Sorge um Zulieferer

VW-Skandal betrifft 1,2 Millionen Škoda-Autos weltweit – Personalwechsel in Mladá Boleslav

30. 9. 2015 - Text: Ivan Dramlitsch

Von dem Volkswagen-Skandal um manipulierte Abgasmessungen in Diesel-Fahrzeugen sind weltweit 1,2 Millionen Pkw der tschechischen Marke Škoda betroffen. Das bestätigte Škoda-Sprecher Jozef Baláž am vergangenen Sonntag. Škoda ist Bestandteil des VW-Konzerns, der vergangene Woche einräumen musste, in insgesamt rund elf Millionen Fahrzeugen Software installiert zu haben, die in der Lage ist, Abgas-Messungen zu manipulieren.

In Tschechien sind etwa 150.000 VW- und Škoda-Fahrzeuge verkauft worden, die über die betreffende Software verfügen. Betroffen sind vor allem Autos der Baujahre 2009 bis 2013, in dieser Zeit wurden Diesel-Motoren der in Frage stehenden Baureihe EA 189 in zahlreiche Škoda- und VW-Modelle eingebaut. Firmensprecher Baláž betonte, dass diese Fahrzeuge „sicher“ und „verkehrsfähig“ seien. Dennoch werden die Besitzer kontaktiert und zu einer kostenlosen Inspektion eingeladen, bei der „entsprechende technische Maßnahmen“ vorgenommen würden. Alle derzeit produzierten Škoda-Diesel verfügen bereits über neue Motoren und seien nicht betroffen, so der Unternehmenssprecher.

Während die Schweiz ein vorübergehendes Verkaufsverbot für die in Frage stehenden Fahrzeuge verhängt hat, ist in Tschechien ein solcher Schritt nach derzeitigem Kenntnisstand nicht geplant. Wie Recherchen des tschechischen Nachrichtenservers „aktualne.cz“ am vergangenen Wochenende zeigten, werden bei Škoda Tschechien derzeit mehrere Dutzend Neuwagen zum Kauf angeboten, die über den problematischen Motor der Reihe EA 189 verfügen. Auch der tschechische Gebrauchtwagenmarkt reagiert vorerst gelassen. Von tschechischen Medien angesprochene Händler bestätigten ein anhaltend großes Interesse an den Marken des VW-Konzerns. Diese sind in Tschechien die mit Abstand am häufigsten verkauften Fahrzeuge, bei vielen Händlern bilden sie bis zu 70 Prozent des Angebots.

Von Škoda zu VW
Laut Tschechiens Wirtschafts-minister Jan Chládek (Sozialdemokraten) werden die gravierendsten Folgen des VW-Skandals weniger Škoda selbst, als vielmehr die tschechischen Autoteilezulieferer betreffen. „Ich habe nicht so sehr Angst um Škoda Auto, sondern eher um einige Zulieferer für führende deutsche Marken, denn in den teuersten deutschen Autos stecken viele Teile aus Tschechien. Und die Krisenerfahrung von 2008 und 2009, als die Automobilindustrie aus anderen Gründen in der Krise war, zeigte, dass die größten Probleme die Zulieferer für Luxus-Marken hatten und keineswegs unsere Fahrzeugproduzenten“, so Chládek am Sonntag im Tschechischen Fernsehen. Eine Untersuchung in Tschechien wollte der Minister nicht ausschließen. Falls die Europäische Kommission dies wünsche, werde sich seine Behörde mit der Frage beschäftigen.

Eine erste personelle Konsequenz des VW-Skandals für Škoda Auto wurde bereits am vergangenen Wochenende bekannt: Der bisherige Škoda-Chef Winfried Vahland übernimmt ab November die VW-Leitung für die USA, Kanada und Mexiko. Ihn ersetzt Bernhard Maier, der derzeitige Porsche-Vertriebschef.