Streng geheim

Streng geheim

Der Hersteller des Karlsbader Kräuterlikörs Becherovka soll angeblich verkauft werden

9. 4. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Victor Sounds

Er zählt zu den bekanntesten tschechischen Produkten und wird in vielen Souvenir-Geschäften angeboten. Die Rede ist vom Karlsbader Kräuterlikör Becherovka, dessen Rezeptur so geheim ist, dass sie angeblich nur zwei Produktionsangestellte kennen. Jetzt soll das gesamte Unternehmen, das den Namen Jan Becher – Karlovarská Becherovka trägt, zum Verkauf stehen. Bestätigt wurden die Spekulationen darüber aber bisher noch nicht.

Seit 2001 gehört Jan Becher – Karlovarská Becherovka (JBKB) dem französischen Konzern Pernod Ricard, der weltweit zu den größten Herstellern alkoholischer Getränke zählt. Medienberichten zufolge sucht der Konzern einen Käufer für seinen tschechischen Likörproduzenten. Der Wert des Unternehmens JBKB werde umgerechnet auf bis zu 150 Millionen Euro geschätzt, meldete in der vergangenen Woche die Nachrichtenagentur Reuters und berief sich auf informierte Quellen. Zu den Interessenten könnten diesen zufolge die Stock Spirits Group, die SPI Group und weitere Gesellschaften gehören, die bereits in Osteuropa aktiv sind. Vertreter von Pernod, Stock Spirits sowie SPI gaben keine Stellungnahmen zu den Gerüchten ab. „Die Gruppe Pernod Ricard äußert sich gemäß ihren Kommunikationsregeln nicht zu Spekulationen und Vermutungen“, sagte Francois Camber, Marketing- und Exportchef von JBKB. Reuters zufolge könnte Pernod Ricard mit möglichen Interessenten Stillschweigen vereinbart haben.

Auch über Gründe für einen möglichen Verkauf wird spekuliert. Der Gewinn des gesamten Konzerns ist zuletzt innerhalb von sechs Monaten um zwei Prozent auf 839 Millionen Euro gesunken. Einbußen verzeichnete das Unternehmen, dem unter anderem die Marken Martell, Mumm und Absolut gehören, vor allem in China. Dort hatte eine Intervention der Regierung gegen übermäßige Ausgaben chinesischer Regierungsbeamter die Nachfrage nach Kognak stark zurückgehen lassen.

Große Gewinneinbußen meldete aber auch die tschechische Tochter JBKB. Im Geschäftsjahr   2012/2013 schloss sie mit einem Gewinn vor Steuern in Höhe von 171 Millionen Kronen (etwa 6,2 Millionen Euro) – ein Rückgang um 80 Millionen Kronen (rund 2,9 Millionen Euro) im Vergleich zum Vorjahr. Dafür verantwortlich gemacht wird vor allem die vorübergehende Prohibition, die in Tschechien im September 2012 im Zuge der Methanol-Affäre verhängt wurde. Die Einschränkungen beim Verkauf von Alkohol brachten die Firma um etwa 100 Millionen Kronen (etwa 3,6 Millionen Euro).