Zu früh ausgeschieden

Zu früh ausgeschieden

Eine Bilanz der U21-EM aus tschechischer Sicht

1. 7. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Peter Smola/pixelio.de

Selten hat man Jakub Dovalil derart emotional gesehen. Bei der Pressekonferenz nach dem letzten Gruppenspiel gegen Deutschland standen dem Trainer der tschechischen U21-Mannschaft die Tränen in den Augen. „Wir hatten in diesem Turnier nur eine einzige schlechte Halbzeit, und dafür bezahlen wir nun den Preis“, ärgerte sich der 41-Jährige. So hart der Fußballtrainer nach außen wirkt, so groß waren in diesem Moment auch seine Gefühle.

 „Das haben die Jungs einfach nicht verdient. Bis auf diese eine Hälfte beim Eröffnungsspiel gegen Dänemark (Tschechien verlor 1:2; Anm. d. Red.) haben sie sehr gut gespielt. Mit vier Punkten auszuscheiden, das ist schon sehr traurig.“

Linksverteidiger Pavel Kadeřábek gab sich trotzig. „Wir dürfen stolz auf uns sein. Selten habe ich eine deutsche Mannschaft mit so viel Angst vor der drohenden Niederlage gesehen wie heute in den letzten zehn Minuten“, so der künftige Spieler der TSG Hoffenheim. Es war die Phase, in der Tschechiens Nachwuchs-Elf vehement den Siegtreffer suchte, um sich doch noch für das Halbfinale zu qualifizieren. Dabei zeigte Dovalils Team kämpferisch wie spielerisch Ansätze, die durchaus höheren Ansprüchen genügen.

Bereits im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien zeigte die Mannschaft, was in ihr steckt. Beim 4:0-Sieg überzeugte vor allem der bislang weitgehend unbekannte Stürmer Jan Kliment vom FC Vysočina Jihlava, dem ein Hattrick gelang. Für den 21-Jährigen sei es das „Spiel des Lebens“ gewesen. Wie schnell es im Fußball zugehen kann, zeigt seine Unterschrift unter einen Vierjahresvertrag beim VfB Stuttgart am Montag dieser Woche. „Noch im Mai hätte ich so etwas nicht zu träumen gewagt“, gab sich Kliment fast schon ungläubig.

Viele Kenner sehen in den EM-Auftritten der U21-Nationalmannschaft und den Transfers junger Talente in die Bundesliga einen Beleg für die gute Nachwuchsarbeit des Verbands und der Erstligaklubs. „Das war insgesamt ein sehr positives Signal, das der tschechische Fußball bei dieser EM ausgesandt hat“, so Ex-Nachwuchstrainer und TV-Experte Jiří Plíšek.

Der 42-Jährige würde Trainer Dovalil gerne länger im Amt sehen. „Man würde gut daran tun, ihn zu halten“, sagte Plíšek in der vergangenen Woche. Beim Verband stieß sein Rat anscheinend auf taube Ohren. Am Dienstag gab er bekannt, der Vertrag mit dem Coach werde nicht verlängert.