Das gewohnte Bild

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Viktoria Pilsen und Sparta Prag stehen nach dem Ende der Hinrunde wie erwartet an der Spitze der Synot Liga

4. 12. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: FC Viktoria Pilsen

Es war ein attraktiver und spannender Schlusspunkt der Synot Liga, bevor diese sich in die Winterpause verabschiedete. Der drittplatzierte FK Baumit Jablonec hat am vergangenen Sonntag den Spitzenreiter aus Pilsen empfangen. Für den FC Viktoria ging es um die Verteidigung von Rang eins, für den Gastgeber aus Nordböhmen bot sich die Chance, mit einem Sieg endgültig in die Riege der Titelaspiranten aufzusteigen. Zu dieser gehört selbstverständlich der amtierende Meister Sparta Prag, der sich zum Ende der Hinrunde gegen ein wiedererstarktes Jihlava beweisen musste. Letzten Endes setzten sich aber die dominierenden Teams der vergangenen Jahre durch. Viktoria Pilsen und Sparta Prag siegten zwar auf unterschiedliche Art und Weise, unterstrichen aber beide ihre zur Zeit noch unantastbare Vormachtstellung in tschechischen Fußballstadien.

Man konnte Mitleid haben mit den engagiert und offensiv sowie technisch beschlagen agierenden Spielern von Jablonec. Manch einer schüttelte nach dem Schlusspfiff in der Chance Arena ungläubig den Kopf, andere starrten mit leeren Augen in den dunklen Abendhimmel. „Selbstverständlich bin ich traurig, dass wir dieses wichtige Spiel auf solch brutale Art verloren haben. Das tut weh. Auf der anderen Seite muss ich meine Jungs auch loben, sie haben eine tolle erste Halbzeit gespielt“, fasste Baumit-Trainer Jaroslav Šilhavý das Geschehen zusammen.

Jablonec ging mit viel Offensivdrang in dieses Duell. Man spürte und sah sofort, wie das Team vor Selbstvertrauen strotzte und dem bislang überzeugenden Tabellenführer aus Westböhmen sogar in taktischer und technischer Hinsicht das Leben schwer machen wollte. Seit einigen Jahren sind es eher die Pilsener, die in der heimischen Liga die spielerischen Maßstäbe setzen. Die Partie war von viel Tempo, schönen Einzelaktionen und zahlreichen Torchancen geprägt. Wenig erstaunlich, denn es trafen die beiden Mannschaften mit den meisten Toren auf ihrem Konto aufeinander.

Bereits in der zweiten Minute setzte sich Baumits serbischer Stürmer Vukadin Vukadinović an der Eckfahne ein erstes Mal durch und bediente im Zentrum Nermin Crnkić, der aus ungünstigem Winkel und wenigen Metern jedoch nur das Außennetz traf. Bis zur Pause sollte Jablonec noch zu vielen guten Möglichkeiten kommen. Dirigiert wurden sie dabei von einem herausragenden Jan Kopic. Der 24-jährige Mittelfeldstratege hatte bei fast jeder guten Aktion seine Füße im Spiel, womit er sein Premieren-Aufgebot für die Nationalmannschaft Anfang November eindrücklich bestätigte. An den Vorlagen des typischen „Zehners“ lag es nicht, dass Jablonec nicht traf. Allein Stürmer Martin Doležal hätte seine Farben bis zum Ende der ersten Halbzeit gleich mehrmals in Führung bringen müssen. Die Pilsener nahmen die Unfähigkeit des Kontrahenten gerne an und gingen schadlos in die Pause.

Sieg mit Demut
In der Kabine schien Viktorias Trainer Miroslav Koubek die richtigen Worte gefunden zu haben. Der Tabellenerste stand nach der Halbzeit plötzlich sicherer und verteidigte konsequenter, lauerte auf Konter. Ein solcher führte in der 52. Minute zum 1:0 durch Stanislav Tecl. Doch Jablonec gab nicht auf. In der 66. Minute war es dann Kopic, der mit einem herrlichen und perfekt platzierten Weitschuss in die tiefe linke Ecke den Ausgleich erzielte. Danach sahen die rund 5.000 Zuschauer viel Kampf und wie die Kräfte bei beiden Teams schwanden.

In der 92. Minute nutzte Pilsens Verteidiger Radim Řezník eine Unkonzentriertheit in der gegnerischen Abwehr, um Viktoria zur Wintermeisterschaft zu schießen. „Wir nehmen diesen Sieg mit Demut an und werden darüber nicht euphorisch. Er kam zugegebenermaßen glücklich zustande“, ordnete Koubek das Geschehen objektiv ein. Dennoch wurde offensichtlich, was ein Spitzenteam wie Pilsen eben ausmacht: individuelle Klasse, Routine, Effizienz und ein breiter Kader.

Über genau die gleichen Vorzüge verfügt der AC Sparta Prag. Nur ließ der Meister diese in seinem letzten Spiel der Hinrunde gegen den FC Vysočina Jihlava nicht allzu oft aufblitzen. Das ganz einfach deshalb, weil es nicht nötig war. Zwar hat Jihlava den schwachen Saisonstart inzwischen korrigiert und sich als Mittelfeldklub etabliert; es reichte aber dennoch nicht, um die Spartaner ernsthaft zu fordern. Für die Tore in der 23. und 43. Minute sorgten Josef Hušbauer und Jakub Brabec. Das 2:0 durch Brabec war wohl der schönste Treffer des Spieltages.

Mit dem Rücken zum Tor nahm er den Ball mit dem Knie an, drehte sich um die eigen Achse und versenkte das Spielgerät volley aus 16 Metern im Gehäuse von Jihlavas chancenlosem Torhüter Jan Hanuš. „Wir diktierten das Tempo jederzeit und erarbeiteten uns gute Möglichkeiten“, so Spartas Trainer Vítězslav Lavička. Und wieder spielte der Rekordmeister zu null. Lavička hat während der gesamten Hinrunde vor allem die gute Defensivleistung seines Teams gefallen. „Nur sieben Gegentore in 16 Spielen, da freue ich mich schon sehr.“

Somit bleibt in der Synot Liga vorerst alles beim Alten. Sparta Prag und Viktoria Pilsen heißen die beiden Titelkandidaten. Jablonec bleibt in Lauerstellung. „Grundsätzlich haben wir das Potential, die beiden Großen da oben zu bezwingen. Aber wir sind noch nicht so weit, das braucht noch ein wenig Zeit“, beendete Baumits Šilhavý seine Analyse. Zumindest hat der 53-jährige, in Pilsen geborene Übungsleiter nun rund zwei Monate Zeit, weiter an den (wenigen) Defiziten zu arbeiten. Die Rückrunde startet am 21. Februar und verspricht ein hochstehendes Duell um den Meisterpokal, in dem vielleicht sogar Jablonec der lachende Dritte sein könnte. Vor drei Jahren war die Ausgangslage fast die gleiche, der Drittplatzierte hieß allerdings Slovan Liberec. Damaliger Trainer der Nordböhmen: Jaroslav Šilhavý.