Zurück in der Realität

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Slavia Prag verliert das Derby gegen Bohemians 1905 – Sparta souverän, Dukla desaströs

25. 9. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: SK Slavia

Der Spielplan will es so: Im heißen Fußball-Spätsommer folgt ein Prager Derby auf das andere. Nachdem Bohemians 1905 am siebten Spieltag den Stadtrivalen Dukla mit 1:0 besiegte, gastierte vorigen Samstag Slavia Prag im altehrwürdigen Ďolíček-Stadion. Die „Kängurus“ aus Vršovice schickten den Kontrahenten vor ausverkauften Rängen mit 2:0 nach Hause.

Meister Sparta setzte seinen Aufwärtstrend am 8. Spieltag fort und bezwang Aufsteiger Hradec Králové mit 3:1, während Dukla Prag gegen Slovácko die dritte Niederlage nacheinander kassierte. In Uherské Hradiště, der Heimat des 1. FC Slovácko, spekulieren Trainerstab, Spieler und Fans des Erstligisten gerade darüber, ob ältere Fußballer auch für die Nationalmannschaft auflaufen können. Slováckos Aushängeschild und Torgarant heißt Libor Došek und ist bereits 36. Am Samstag brauchte der hochgewachsene Stürmer und einstige Sparta-Star nicht lange, um die Weichen gegen ein defensiv überfordertes Dukla auf Sieg zu stellen. Mit einem Doppelpack in der zweiten und fünften Minute schraubte Došek die Anzahl seiner Saisontore auf acht nach oben, in der zweiten Halbzeit fügte er ein neuntes hinzu. Am Ende hieß es 5:1 für das Überraschungsteam von Trainer Svatopluk Habanec.

„Ich wäre nicht überrascht, wenn der Nationaltrainer ihn aufbieten würde, er ist in großartiger Form. Das Alter sollte keine Rolle spielen“, so Habanec auf die Frage eines Journalisten, ob der erfolgreichste Torschütze dieser Saison erstmals für die A-Mannschaft seines Landes auflaufen solle. Došek selbst kann bei dieser Frage nur müde lächeln: „Ich denke, dass Trainer Vrba genügend gute Spieler hat. Gegen die Niederlande haben sie auch ohne mich gewonnen.“

Ziemlich sicher im nächsten Aufgebot der Nationalmannschaft steht ein anderer routinierter und treffsicherer Stürmer aus der Synot Liga. Sparta-Kapitän David Lafata führte sein Team, ähnlich wie Došek, fast im Alleingang zum Sieg. Lediglich 6.800 Zuschauer waren auf dem Prager Letná-Hügel Augenzeugen, wie Sparta nach einem frühen Rückstand die Partie drehte. Lafata glich den in der sechsten Minute erzielten Führungstreffer von Hradec Králové eine Viertelstunde später in Abstaubermanier aus. Kurz nach der Pause schoss der 33-Jährige das 2:1, bevor Hušbauer in der 55. Minute für den 3:1-Endstand sorgte.

Während sich Sparta von seinem kurzen Zwischentief im August erholt hat, verläuft Slavias Formkurve in die entgegengesetzte Richtung. Im Derby von Vršovice führten die Bohemians den Rivalen über weite Strecken des Spiels regelrecht vor. Schon in der dritten Minute hätte Radek Širl das Heimteam in Führung bringen müssen. Sein Schuss landete knapp über der Querlatte. Danach häuften sich die Chancen für die überlegenen Bohemians, doch erst ein Elfmeter in der 60. Minute führte zum 1:0 durch Josef Jindřišek. Joker Ivan Lietava schob nach einem kollektiven Blackout der Slavia-Hintermannschaft zum 2:0 ein.

Bei den Bohemians freut man sich über die herausragenden Neuverpflichtungen. Allen voran sorgt der kolumbianische Flügelspieler John Mosquera für viel Druck über die linke Angriffsseite. „Wir haben in jeder Hinsicht dominiert und schönen Fußball gespielt . Ich bin definitiv sehr zufrieden“, strahlte Bohemians-Trainer Roman Pivarník nach dem Spiel. Auf der Internetseite der Synot Liga wird das Team als Mannschaft des Spieltags gefeiert.

Mit 13 Punkten und Rang sechs steht man so gut da wie schon lange nicht mehr. Einzig die unliebsame Stadiondiskussion (siehe Nachricht auf dieser Seite) störte die heile Welt. Slavia Prag ist hingegen nach der vierten Niederlage aus den vergangenen fünf Partien endgültig auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Die vorübergehende Tabellenführung zu Saisonbeginn spiegelt das Potenzial des Kaders keinesfalls wider – Rang acht schon eher.

Viktoria Pilsen verteidigte mit einem 2:0 gegen Baník Ostrava die Tabellenspitze. Für den Vizemeister trafen Daniel Kolář und Ondřej Vaněk. Traditionsklub Baník sucht weiterhin nach der Konstanz. Ende August ging man noch 0:6 bei Slovan Liberec unter, Mitte September folgte die Wiedergutmachung dank eines 1:0 gegen Mladá Boleslav. Eine gute Nachricht für die Baník-Fans gibt es vom Transfermarkt. In den kommenden Tagen soll der zurzeit vereinslose Publikumsliebling und Ex-Nationalstürmer Milan Baroš einen Vertrag bei seinem Heimatverein unterschreiben.