Auf der Suche nach alter Stärke

Auf der Suche nach alter Stärke

Tschechiens Eishockey-Nationalmannschaft tritt bei der WM in Weißrussland nur als Außenseiter an

7. 5. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: s.yume

Das tschechische Eishockey-Nationalteam lässt sich seit einigen Jahren mit zwei Wörtern beschreiben, die eigentlich nicht zueinander passen: Kontinuität und Chaos. Das sieht man schon bei der Trainerwahl. 2004 übernahm Vladimír Růžička das Amt des Nationaltrainers, der die Auswahl im Folgejahr gleich zum Weltmeistertitel führte. Danach wechselte er sich bis vergangenen Februar gleich zweimal mit Alois Hadamczik ab, der das Team zwischen 2005 und 2008 sowie 2010 bis 2014 trainierte. Anscheinend fehlt es den Verbandsverantwortlichen sowohl an Alternativen als auch an Visionen. Nach den Olympischen Winterspielen verpflichtete man erneut Růžička als Chef des Nationalteams. Mit ihm will man bei der vom 9. bis 25. Mai stattfindenden Weltmeisterschaft im weißrussischen Minsk zu alter Stärke zurückfinden.

Hinter dieser Mission steht ein großes Fragezeichen. Zuletzt ließ die Nationalmannschaft enorme Schwächen erkennen. Bei der WM 2013 erreichte sie mit Mühe und Not die K.o.-Runde, wo im Viertelfinale Endstation war. Auch bei den Olympischen Spielen in Sotschi mussten die Tschechen an gleicher Stelle die Heimreise antreten. Hadamczik reichte daraufhin seinen Rücktritt ein und beklagte mangelhafte Verbandsstrukturen sowie eine schlechte Nachwuchsförderung. Nun zauberte Verbandsboss Tomáš Král einen alten Hasen aus dem Hut und hofft, dass dessen Charisma noch immer wirkt. In Gruppe A trifft der Olympiasieger von 1998 auf Schweden, Kanada, die Slowakei, Norwegen, Dänemark, Frankreich und Italien. Alles andere als die Qualifikation für das Viertelfinale käme einer Kata-strophe gleich.

Im 27-köpfigen Kader stehen lediglich sechs Spieler aus der NHL, darunter auch Altmeister Jaromír Jágr. Zwölf Cracks stehen bei Vereinen der russischen KHL unter Vertrag, darunter Kapitän Roman Červenka von St. Petersburg sowie fünf Vertreter des tschechischen KHL-Teilnehmers Lev Prag, der zuletzt das Play-off-Finale gegen Metallurg Magnitogorsk nur knapp verlor. Alles in allem viele gestandene Profis. Mit Verteidiger Ondřej Vitásek (Bílí Tygři Liberec) oder Stürmer Martin Zaťovič (Energie Karlovy Vary) stehen zur Überraschung vieler aber auch eher unbekannte und jüngere Spieler im Kader. „Ich bin natürlich nicht abgeneigt, noch Spieler wie Tomáš Plekanec oder David Krejčí aus der NHL nachzu­nominieren“, sagte Růžička am vergangenen Sonntag. Falls es dazu kommen sollte, würden die Jungprofis ihren Platz gleich wieder räumen müssen.

Bei den „Hockey Games“ in Schweden kassierte das Team in der vergangenen Woche gegen Finnland (1:2) und Russland (0:6) zwei Niederlagen. Aber gegen den Gastgeber und amtierenden Weltmeister erzielten die Tschechen einen 3:2-Achtungserfolg. „Wir haben immer noch genug Qualität und fahren wie immer zur WM, um dort um eine Medaille zu spielen“, gab sich Verbandspräsident Tomáš Král am Wochenende zuversichtlich. Mit solchen Absichten reiste man auch zu den letzten zwei großen Turnieren – der Traum von einer Medaille blieb unerfüllt.