Überflieger am Teufelsberg

Überflieger am Teufelsberg

Bei den Skiflug-Weltmeisterschaften in Harrachov startet Polens Kamil Stoch als Favorit – Jakub Janda beendet Karriere

10. 3. 2014 - Text: Marcus HundtText: Marcus Hundt; Foto: A. Nilssen Photography

 

Trotz der milden Temperaturen kann die Skiflug-Weltmeisterschaft an diesem Wochenende stattfinden. Davon ist Rostislav Jozífek, Chef des Organisations­komitees, fest überzeugt. Trotzdem: „Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, was ich zu hundert Prozent ausschließen kann, dann war es die Tatsache, dass wir im März in Harrachov keinen Schnee haben werden. Aber wie man sieht: Alles ist möglich“, sagte Jozífek gegenüber der „Prager Zeitung“.

Dank einer „speziellen Technologie aus Deutschland“ und ausreichend Kunstschnee werde die 1979 eröffnete Skiflugschanze am Teufelsberg (Čertova hora) aber bestens präpariert sein – vorausgesetzt, es regnet nicht. Jozífek bleibt Optimist: „Die Wetterprognosen schauen gut aus. Wir hoffen, dass wir mit hochgekrempelten Ärmeln die Sonne genießen können und es keinen Wind geben wird.“ Der Wind spielt gerade beim Skifliegen eine entscheidende Rolle – er kann, wenn er zu stark ist, zum Abbruch des gesamten Wettbewerbs führen. Daran wollen weder die Veranstalter noch die Zuschauer denken.

Ansturm polnischer Fans erwartet
Der polnische Überflieger Kamil Stoch hat in seinem Heimatland einen regelrechten Skisprung-Hype ausgelöst. Der Sieg im Gesamtweltcup ist ihm kaum noch zu nehmen, bei den Olympischen Winterspielen gewann er sowohl von der Normal- als auch auch von der Großschanze.

„Nach den Erfolgen in Sotschi erwarten wir im wahrsten Sinne des Wortes eine Invasion der polnischen Fans – vor allem am Samstag und Sonntag“, sagt Organisationschef Jozífek. Trotz des erwarteten Ansturms aus dem nur wenige Kilometer von Harrachov entfernten Polen glaubt er nicht, dass die 15.000 Plätze umfassende Arena einmal ausverkauft sein könnte. Und wenn doch? „Dann werden wir einfach eine zusätzliche Fan-Zone mit Großbildschirmen im Stadtzentrum errichten.“

Insgesamt hoffen die Veranstalter auf 30.000 Zuschauer an den vier Tagen der Weltmeisterschaft. Dieser Wunsch könnte sich erfüllen, denn bis Dienstag (Redaktionsschluss dieser Ausgabe) wurden bereits an die 10.000 Tickets verkauft. „Und wir wünschen uns natürlich auch, dass viele tschechische Fans kommen. Ich würde ihnen aber empfehlen, die Tickets schon im Vorverkauf zu besorgen. Sicher ist sicher“, so Jozífek.

Dass die tschechischen Skisprungfans einen ihrer Landsleute zum Flug auf das Podest verhelfen können, gilt als nahezu ausgeschlossen. Aber sie werden sicher einen der erfolgreichsten Sportler des Landes verabschieden: Jakub Janda, der in den Jahren 2005 und 2006 zwei WM-Medaillen und sowohl den Gesamtweltcup als auch die Vierschanzentournee gewonnen hatte, wird Ende dieser Saison seine Karriere beenden.

Am Donnerstag, 13. März findet die Qualifikation für das Einzelspringen am Freitag und Samstag statt. Am Sonntag steht der Team-Wettbewerb auf dem Programm. Wer dabei über 200 Meter fliegt, kämpft wahrscheinlich um Medaillen. Den Schanzenrekord von 215,5 Metern hatte der Schweizer Simon Ammann vor drei Jahren aufgestellt. Gut möglich, dass Überflieger Stoch, der Slowene Peter Prevc oder der Bayer Severin Freund, der am Sonntag in Oslo seinen vierten Saisonsieg feierte, diese Bestmarke einstellen wird.

Weitere Informationen im Internet unter www.harrachov2014.cz