Kommentar: Fremdes Wort

Kommentar: Fremdes Wort

Offiziell sollte ein Land nur einen Namen haben

20. 4. 2016 - Text: Marcus HundtText: Marcus Hundt; Foto: czechia-initiative.com

„Czechia“. Ein einziges Wort genügt, um den Tschechen die Sprache zu verschlagen. Denn damit soll ihr Heimatland gemeint sein, und zwar offiziell, auf der ganzen Welt. Ein Wort, das auf Englisch so gut wie unbekannt ist. Die Aufregung rührt daher, dass selbst die tschechische Einwortbezeichnung bis heute umstritten ist. „Česko“ erscheint vielen Tschechen als niveaulos. Václav Havel lief beim Anblick des Wortes, wie er 1993 in einem Interview sagte, „ein kalter Schauer über den Rücken“. Die Frage sollte nicht nur lauten, ob man ein Wort, das sich fremd anfühlt, zur zweiten Landesbezeichnung erklärt. Sondern ob der Staat 23 Jahre nach seiner Gründung wirklich einen weiteren offiziellen Namen braucht. Solange die Tschechen nicht geschlossen hinter einer Kurzform des eigenen Ländernamens stehen, sollte er auch in keiner anderen Sprache offiziell verwendet werden. Vielleicht sollten die Repräsentanten des Staates stattdessen einen ganz neuen vorschlagen, der zumindest Böhmen und Mähren vereint, und somit endlich auch den zweiten großen Landesteil berücksichtigt. Auf Tschechisch wäre das zum Beispiel „Českomoravsko“, auf Englisch könnte das Land „Bohemoravia“ oder „Czechomoravia“ und auf Deutsch „Böhmähren“ heißen.