Sorgenkind Bildung

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Kateřina Valachová ist die 15. Ministerin, die das Ressort für Schule, Jugend und Sport leitet. Vor ihr liegt viel Arbeit

24. 6. 2015 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Präsident Miloš Zeman und Kateřina Valachová bei der offiziellen Amtseinführung/Vlada ČR

Knapp 19 Monate beträgt die durchschnittliche Zeit, die ein tschechischer Bildungsminister im Amt ist. Seit dem Jahr 1992 haben 14 Politiker das Ressort geleitet. Mit Kateřina Valachová tritt nun die 15. Bildungsministerin den Posten an. In der vergangenen Woche wurde die parteilose 38-Jährige von Staatsoberhaupt Miloš Zeman und Premier Bohuslav Sobotka (ČSSD) offiziell in ihr Amt eingeführt. Wenn alles gut für sie läuft, dann könnte sie es mindestens bis zur nächsten Parlamentswahl im Herbst 2017 bekleiden.

Für die kommenden Monate hat sich Valachová hohe Ziele gesteckt. Aus dem Problemressort will sie ein „Zukunftsministerium“ machen, wie sie gegenüber dem Tschechischen Fernsehen sagte. „Ich freue mich darauf, Pädagogen und andere Mitarbeiter bei der schwierigen Aufgabe der Ausbildung unserer Kinder zu unterstützen.“ Sie wolle darüber nachdenken, wie das Schulministerium dazu beitragen könne, dass Tschechien in Zukunft konkurrenzfähig bleibe, so die vormalige Staatssekretärin für Menschenrechte.

Zunächst stehen Verhandlungen mit Finanzminister Andrej Babiš (ANO) über das Budget des chronisch unterfinanzierten Ressorts an. Bereits ihr Vorgänger Marcel Chládek (ČSSD), der wegen angeblichen Mobbings seiner Mitarbeiter Anfang Juni zurücktreten musste (die PZ berichtete in Ausgabe 23), hatte jährlich fünf Milliarden Kronen (etwa 183 Millionen Euro) mehr für den Bereich Bildung und Schule gefordert. Daran will auch Valachová anknüpfen: „Vor uns liegen harte Verhandlungen.“ Der neue Haushalt müsse berücksichtigen, dass im vergangenen Jahr 30.000 Kinder mehr eingeschult wurden, sagte die neue Ministerin.

Der Entwurf, den Babiš für das Budget des Bildungsressorts ursprünglich vorgelegt hatte, rechnet mit insgesamt 2,5 Milliarden Kronen (knapp 92 Millionen Euro). „Das betrachte ich nicht als einen seriösen Vorschlag“, so Valachová. Zu einer Einigung kam es bisher noch nicht.

Auf der Agenda der Ministerin stehen außerdem die Verhandlungen über das neue Hochschulgesetz im Parlament. Laut einem Entwurf von Ende März sollen beispielsweise neue Regeln für Studienzulassungen festgelegt, das System für die Qualitätsbewertung der Schulen geändert und die Stipendien für Schüler und Studenten aus sozial schwachen Familien erhöht werden.

Zudem soll eine Gesetzesnovelle zum Berufsstand der Lehrer besprochen werden. Sie soll verhindern, dass Pädagogen gezielt zum Beginn der Ferien entlassen werden. Bisher erhalten Pädagogen oftmals befristete Verträge, die zum Ende des Schuljahres auslaufen.

Im Abgeordnetenhaus möchte Valachová auch eine Debatte über die Stellung der Lehrassistenten anregen. Diese Helfer werden Schulen nach Bedarf zugeteilt. In der Regel bekommen sie befristete Verträge. Kritiker klagen, dass die Assistentenstellen ungenügend finanziert und zu kurzfristig bewilligt würden. „Mit einer Novelle können wir die rechtlichen Grundlagen für eine Veränderung schaffen“, meint Valachová. Früher oder später wird sie sich auch mit der geringen Bezahlung der Pädagogen selbst beschäftigen müssen. Tschechische Lehrer gehören zu den am schlechtesten bezahlten Akademikern im Land. Mit etwa 26.000 Kronen (rund 954 Euro) liegt das Gehalt eines Gymnasiallehrers noch knapp unter dem Durchschnittslohn (27.200 Kronen).

Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Politik werde die Förderung der beruflichen Ausbildung sein, mit einem Fokus auf technische Fachrichtungen, kündigte die Ministerin an. Das Abitur soll bei den Berufsausbildungen eine Meisterprüfung ersetzen. Außerdem möchte sich Valachová dafür einsetzen, die größte Minderheit im Land besser in das Bildungssystem zu integrieren. Bisher besuchen Kinder aus Roma-Familien häufig sogenannte Sonderschulen. Erst Mitte Mai hatte die Europäische Kommission Tschechien dafür kritisiert, Angehörige der Minderheit schon in der Schule auszugrenzen.