Keine Unabhängigkeit für Liberland

Keine Unabhängigkeit für Liberland

Selbsternannter Präsident des neuen Staates wird bei Siedlungsversuch festgenommen

13. 5. 2015 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: liberland.org

Das vergangene Wochenende sollte zum bedeutenden Datum für Vít Jedlička werden. Presseeinladungen wurden verschickt, die zukünftigen Bürger mobilisiert, Boote angemietet. Vom 8. bis 10. Mai wollte Jedlička im kroatisch-serbischen Grenzgebiet die Unabhängigkeit von Liberland feiern, einem Staat, den er am 23. April selbst ausgerufen hat. Doch aus der Feier wurde nichts: Die kroatische Polizei verhinderte die Einreise des Präsidenten auf „sein“ Staatsgebiet per Boot und nahm den Tschechen vorübergehend fest.

Jedlička hat genug von Steuern und anderweitiger staatlicher Bevormundung und träumt von einem ultraliberalen Staat, in dem sämtliche Abgaben freiwillig sind. „Leben und leben lassen“ soll das Motto des neuen Landes sein. Mit dem Marketing für seine Idee hat der 31-Jährige beachtliche Erfolge erzielt – nach eigenen Angaben erhielt er rund 300.000 Anträge auf die liberländische Staatsbürgeschaft. Das rund sieben Quadratkilometer große Gebiet in einer Flusswindung der Donau, auf dem die Utopie verwirklicht werden soll, hatte er im Internet als vermeintliches Niemandsland ausfindig gemacht, auf das weder Kroatien noch Serbien Anspruch erheben, wie Jedlička vor der Gründung dachte. Der ungeklärte Status rührt aus einer Flussveränderung der Donau. Beide Länder bestreiten mittlerweile aber, kein Interesse an dem Gebiet zu haben.

Als sich Jedlička Ende April mit seiner Gefolgschaft erneut in Richtung Balkan begab, um die Besiedlung Liberlands vorzubereiten, traf er sich unterwegs mit potentiellen Bürgern des neuen Staates in Kroatien und Serbien. In Zagreb trat er bei einer öffentlichen Veranstaltung als Redner auf. Als er am 9. Mai weiter nach Liberland reisen wollte, wurde er beim Versuch, das Gebiet zu erreichen, festgenommen. Er bezeichnete das Verhör der kroatischen Polizei als „freundliches Treffen“ und betrachtete den Arrest als „Gelegenheit, über die Grenzübergänge zwischen Kroatien und Liberland ins Gespräch zu kommen“. Gegenüber der Nachrichtenagentur AP zeigte er sich weiter kämpferisch: „Wir werden nicht aufgeben. Wir versuchen weiterzumachen.“