„Die Medien sollten sich zur Wehr setzen“

„Die Medien sollten sich zur Wehr setzen“

Wie tschechische Politiker und Medienexperten auf den aktuellen Bericht von „Reporter ohne Grenzen“ reagieren

26. 4. 2018 - Text: PZText und Foto: PZ

 


Zum Artikel: Absteiger des Jahres


Andrej Babiš
geschäftsführender Premier und ANO-Vorsitzender

„Die Medien sind bei uns frei, die Leute hier sind frei – jeder sagt, was er will. Ich finde nicht, dass die Presse bei uns bedroht ist. (…) Die Medien sollten vor allem objektiv berichten. Es ist ihre Pflicht, die Informationen, die sie verbreiten, zu überprüfen.“

Ivan Bartoš
Vorsitzender der Piratenpartei

„Es ist eine Tatsache, dass ein strafverfolgter Premier (…) eine der meistgelesenen Zeitungen in unserem Land besitzt. Und auch, dass sich der Präsident über viele tschechische Journalisten auf vulgärste Art äußert, dabei nicht zurückschreckt vor persönlichen Beleidigungen und der Verhöhnung einer ganzen Berufsgruppe. Davon geht ein negatives Signal aus, sowohl für die tschechische Gesellschaft als auch das Niveau der öffentlichen Diskussion in Tschechien. Am gefährlichsten ist aber das Verhalten von Präsident und Premier auf die Öffentlich-Rechtlichen, das schon die Grenze der Demokratie und freien Meinungsäußerung überschritten hat.“

Jan Potůček
Medienexperte

„Ich befürchte, dass sich die Situation nicht verbessern wird, solange sich die Medien nicht gerichtlich zur Wehr setzen, wie es jetzt das Tschechische Fernsehen macht. Dass die meisten Medien im Besitz tschechischer Oligarchen sind, beeinflusst definitiv die Berichterstattung über wirtschaftliche Themen – entweder wird über gewisse Dinge gar nicht berichtet oder nur positiv. Die größte Gefahr erkenne ich persönlich in den Angriffen auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Denn deren Unabhängigkeit brauchen wir in der heutigen Zeit vielleicht mehr denn je.“

Tschechischer Verlegerverband (Unie vydavatelů)
aus einer offiziellen Pressemitteilung

„Die Situation ist nicht so schlecht, wie sie dargestellt wird. Tschechien ist zum Beispiel elf Plätze besser platziert als die USA, die niemand als ein Land mit einer unfreien Presse bezeichnen würde. Allerdings sollten unsere Politiker aufhören, eine Atmosphäre des Misstrauens gegenüber Medien herzustellen. Sie sollten die Bürger eher dazu bringen, sich mit medialen Inhalten kritischer auseinanderzusetzen.“

Adam Černý
Vorsitzender des Tschechischen Journalistenverbandes (Syndikát novinářů ČR)

„Die Zustände haben sich schon vor einigen Jahren verschlechtert, aber erst heute werden sie reflektiert.“
   

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