Gefährliches Misstrauen

Gefährliches Misstrauen

Tschechischer Geheimdienst warnt vor verbalen Attacken gegenüber Muslimen

29. 10. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: JFrosty, Silsor, Anthere

Muslime haben mit nicht einmal 0,1 Prozent einen verschwindend geringen Anteil an der tschechischen Bevölkerung. Dennoch dominiert in der Öffentlichkeit ein überwiegend negatives Bild von der Minderheit. In seinem Jahresbericht hat der tschechische Geheimdienst BIS nun davor gewarnt, dass verbale Attacken bei gemäßigten Muslimen zu einer Radikalisierung führen könnten.

Laut dem am Montag veröffentlichten Bericht verzeichnete der Geheimdienst im vergangenen Jahr ein breites Spektrum kritischer Äußerungen zum Islam, angefangen bei moderaten Anmerkungen bis hin zu radikalen Anfeindungen. Diese fänden sich vor allem im Internet wieder. „Zielscheibe der Kritik war alles, was allgemein als Manifestation des Islams in Tschechien betrachtet wird, einschließlich der Kopftuchdebatte an Schulen, Aufrufen im Internet zur Beteiligung am Krieg in Syrien sowie Aussagen prominenter muslimischer Vertreter in Tschechien und der Bau neuer Moscheen“, heißt es in dem Dokument. Zugleich seien im vergangenen Jahr jedoch keine konkreten Fälle von Radikalisierung registriert worden.

Im Zusammenhang mit islamistischem Terror – wie zum Beispiel der Sprengstoffanschlag auf den Boston-Marathon im April 2013 – konnte der BIS keine Verbindung zu Tschechien herstellen. Terroristische Netzwerke gäbe es hierzulande nicht.

Dagegen betrachtet der Geheimdienst ethnische Spannungen in einigen Landesteilen als großen Risikofaktor für die Demokratie. So würde beispielsweise die weitverbreitete Roma-Feindlichkeit die öffentliche Sicherheit stärker gefährden als extreme, vergleichsweise jedoch eher kleine Gruppierungen Rechtsradikaler. Im vergangenen Jahr war es mehrfach zu Demonstrationen gegen die Minderheit gekommen, die häufig von Gewalt begleitet waren. „Der Frust vieler Bürger erwächst aus dem problematischen Zusammenleben mit einigen Angehörigen der Minderheit sowie dem Versagen, dieses Problem zu lösen. Das kann nicht nur zu radikalen Äußerungen und einem Zulauf zu Populisten und Rechtsradikalen führen, sondern auch in eine Eskalation der Lage münden und das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber den demokratischen Prinzipien der Tschechischen Republik befördern“, warnt der BIS.